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Episode 139: Der sanfte Wellengang des Lebens

Tendenz zum Anhedonismus – das klingt irgendwie ziemlich nach Spaßbremse. Da stellt sich natürlich die Frage: Bei welchem Spaß bremst man denn da? Denn Hedonismus hat in unserer Gesellschaft nicht den besten Ruf. Gut, dass die Philosophin Rita Molzberger da die Begrifflichkeiten mal grade rückt.

Anhedonismus hat nicht nur eine philosophische, sondern auch eine psychologische Dimension. In der geht es nicht darum, an bestimmten Sachen keinen Spaß zu haben, sondern ganz grundsätzlich eine tiefe, innere Freudlosigkeit zu erleben. Eine Dimension, für die weder Rita noch Nora Expertinnen sind. Die in diesem Sinne aber wichtige Hinweise auf die psychische Verfasstheit eines Menschen geben kann. Wir wollen uns in dieser Folge mit der philosophischen Dimension von Hedonismus beschäftigen. Und der Frage: Was ist in diesem Sinne eigentlich Anhedonismus? Und warum hat der Hedonismus heute – anders als in verschiedenen Denkschulen der griechischen Philosophie der Antike – einen so schlechten Ruf?

Ritas Literaturliste:

  • Bächli, Andreas/ Graeser, Andreas: „Glück“. In: Grundbegriffe der antiken Philosophie. Ein Lexikon. Stuttgart 2000, S. 97-99.
  • Benjamin, Walter: Exkurs über die Melancholie. Aus ‚Ursprung des deutschen Trauerspiels‘. In: Sillem, Peter (Hrsg.): Melancholie oder Vom Glück, unglücklich zu sein. Ein Lesebuch. Frankfurt/Main 2016, S. 181-203. Boethius, Anicius Manlius Severinus: Trost der Philosophie. Hrsg. von – Marie Luise Gothein. Berlin 1932.
  • Honneth, Axel: Wurzeln des modernen Hedonismus. In: Schöttker, Detlev (Hrsg.): Philosophie der Freude. Von Freud bis Sloterdijk. Leipzig 2003, S. 106-114.
  • Kassel, Rudolf: Untersuchungen zur griechischen und römischen Konsolationsliteratur. München 1958.
  • Schöttker, Detlev (Hrsg.): Philosophie der Freude. Von Freud bis Sloterdijk. Leipzig 2003
  • Sillem, Peter (Hrsg.): Melancholie oder Vom Glück, unglücklich zu sein. Ein Lesebuch. Frankfurt/Main 2016.
  • Sontag, Susan: Im Zeichen des Saturn. In: Sillem, Peter (Hrsg.): Melancholie oder Vom Glück, unglücklich zu sein. Ein Lesebuch. Frankfurt/Main 2016. S. 204-227.
  • Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein. München 2003.

Ritas Playlist:

  • Casper: Alles war schön und nichts tat weh.
  • Danger Dan: Eine gute Nachricht.
  • Die höchste Eisenbahn: Der Himmel ist blau (wie noch nie)
  • Kummer feat. Fred Rabe: Alles wird gut.
  • Walk off the earth: Little boxes.
  • Wir sind Helden: Müssen nur wollen.

Für alle mit Spotify-Account haben wir hier unsere Playlist zur Folge.

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Episode 138: Privilegien-Quartett

„Wie privilegiert kann man sein?“ – Dieser Satz hat jemanden in einem sozialen Jobnetzwerk zu einem Post veranlasst. Ein Post, in dem durchaus Wut über diesen Satz herauszulesen war. Aber warum fühlen wir uns eigentlich angegriffen, wenn wir auf unsere Privilegien angesprochen werden? Woher kommen diese Abwehr- und Verteidigungsmechanismen? Wir wollen in dieser Folge das Privileg beleuchten und warum es so schwer ist, aus dem Privilegien-Quartett auszusteigen.

Aber wenn wir nicht aussteigen können aus unseren Privilegien. Wenn sie sogar mehr werden, je mehr wir darüber reflektieren, je mehr Bewusstsein wir über sie erlangen – was machen wir denn dann damit? Das ist eine gar nicht mal so leichte Frage. Denn sie geht auch mit Schuld (Adorno) und Verantwortung einher.

Ritas Literaturliste:

Noras Literaturtipp:

  • Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge – Warum die Welt Frauen nicht passt. Köln 2021.
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Episode 137: Mach schnell langsam

Wir leben in rasenden Zeiten. Und viele von uns spüren: Es wäre an der Zeit, mal langsam zu machen. Aber schnell. Klingt paradox – ist es an vielen Stellen auch. Denn es geht nicht nur um die Entschleunigung als solche, sondern auch um die Beschleunigung von Prozessen und vor allem Strukturen, die uns das Entschleunigen überhaupt ermöglichen. Ihr merkt schon. Es ist kompliziert, aber auch ganz schön unterhaltsam, sich damit zu beschäftigen, wo wir welches Tempo brauchen, damit möglichst viele Menschen ein gutes Leben haben können.

Ritas Literaturliste:

  • Backhaus, Klaus/ Bonus, Holger (Hrsg.): Die Beschleunigungsfalle oder der Triumph der Schildkröte. Stuttgart 1997.
  • Dörpinghaus, Andreas: Schonräume der Langsamkeit. In: Brinkmann, Malte (Hrsg.): Phänomenologische Erziehungswissenschaft von ihren Anfängen bis heute. Wiesbaden 2019, S. 457–464. (Orig. 2008)
  • King, Vera/ Gerisch, Benigna (Hrsg.): Zeitgewinn und Selbstverlust. Folgen und Grenzen der Beschleunigung. Frankfurt/Main, New York 2009.
  • Nadolny, Sten: Die Entdeckung der Langsamkeit. München 1983.
  • Pfeiffer, Ursula: Kontinuität und Kontingenz. Zeitlichkeit als reflexive Dimension für die Erziehungswissenschaft. In: Schmidt-Lauff, – Sabine (Hrsg.): Zeit und Bildung. Annäherungen an eine zeittheoretische Grundlegung. Münster, New York, München, Berlin 2012, S- 91-112.
  • Rosa, Hartmut: Beschleunigung und Entfremdung. Berlin 2013.
  • Virilio, Paul: Fahren, fahren, fahren. Berlin 1978.

Noras Link- und Buchtipps:

  • Führt mehr Zeit zu nachhaltigerem Konsum?. Hörsaal. Deutschlandfunk Nova vom 10.02.2023 (Datum des letzten Abrufs 9.3.2023)
  • Shehadeh, Nadia: Anti-Girlboss – Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen. Berlin 2023.
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Episode 136: Die Rückseite des Neins

Zum Jahreswechsel 2023 hatte Nora plötzlich ganz viele „Dieses Jahr sage ich nein“-Posts in ihrem LinkedIn Feed. Und wie soll es anders sein, regte sich Widerspruch. Wenn wir zu etwas Nein sagen, dann müssen wir auch Ja sagen zu etwas. Aber wozu? Welcher Entwurf steht dahinter? Und was, wenn ein individuelles Nein an einem überfordernden System gar nichts ändert, sondern nur Verantwortung verlagert. Ein Gespräch über das Ja und das Nein und das Unseretwegen.

So viel Sekunden hat mein Tag nicht, wie ich bräuchte, um mein Nein zu sagen, meine Neine.

Peter Licht in Räume räumen

Ritas Literaturliste:

  • Adorno, Theodor W.: Negative Dialektik. Frankfurt/Main 2000.
  • Bieri, Peter: Wie wollen wir leben? T. Pölten, Salzburg, Wien 2013.
  • Cramer, Konrad: Philosophie um 1900. In: Mölk, Ulrich (Hrsg.): Europäische Jahrhundertwende: Wissenschaften, Literatur und Kunst um 1900. Göttingen. 1999. Gekürzte Fassung abrufbar unter: https://www.information-philosophie.de/?a=1&t=9245&n=2&y=2&c=99 (Datum des letzten Abrufs: 28.01.2023)
  • Kast, Verena: Friedrich Nietzsches Ja zum Leben. Eine philosophische Interpretation. Würzburg 2019.
  • Neiman, Susan: Warum erwachsen werden? Eine philosophische Ermutigung. Berlin 2015.
  • Nida-Rümelin, Julian / Heilinger, Jan-Christoph (Hrsg.): Moral, Wissenschaft und Wahrheit. Berlin 2016.
  • Peter Licht: Räume räumen. In: Ders.: Melancholie und Gesellschaft. 2008.
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Episode 135: Erst zuhören, dann feiern

Mit Ritualen und Zeremonien würdigen wir häufig Übergänge. Bestimmte Punkte im Leben, für die wir innehalten wollen und die deshalb auch einen großen Raum einnehmen dürfen. Wie zum Beispiel, Geburten, Hochzeiten oder auch der Übergang vom Leben zum Tod. Dabei spielten lange Religionen und ihre Institutionen eine entscheidende Rolle. Für viele Menschen tritt das aber aus unterschiedlichen Gründen in den Hintergrund. Trotzdem bleibt der Wunsch, lebensverändernde Ereignisse entsprechend zu würdigen.

Und wir haben in einer Zeit des Übergangs – nämlich dem vom Jahr 2022 zum Jahr 2023 – mit einem Gast genau darüber gesprochen. Jonas Ben Chabaane gestaltet als freier Redner Willkommensfeiern, Hochzeiten und Trauerfeiern. Der Tontechniker und Musiker hat darin seine Berufung gefunden. Was ihn dabei antreibt: Menschen zu verbinden – in der Freude, aber auch in der Trauer.

Ritas Literaturliste:

  • Belliger, Andréa/ Krieger, David J.: Ritualtheorien. Ein einführendes Handbuch. 5. Auflage. Wiesbaden 2012.
  • Bräunlein, Peter J.: Rituelle Prozesse und kulturelle Transformationen. In: Moebius, Stephan/ Quadflieg, Dirk (Hrsg.): Kultur. Theorien der Gegenwart. Wiesbaden 2011, S. 149-158. Abrufbar unter https://bibliographie.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/101155/Br%C3%A4unlein_058.pdf?sequence=1 (Datum des letzten Abrufs 29.12.2022)
  • Durkheim, Émile: Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Frankfurt 1994.
  • Geertz, Clifford: The Interpretation of Cultures. Selected Essays. New York 1973.
  • Malinowski, Bronisław: Magie, Wissenschaft, Religion. Frankfurt/Main 1973.
  • Turner, Victor W.: Das Ritual. Struktur und Anti-Struktur. Frankfurt/Main 2005.
  • Turner, Victor W.: From Ritual to Theatre. The Human Seriousness of Play. New York 1982.
    • Wulf, Christoph/Althans, Birgit/Audehm Kathrin/Bausch, Constanze/Göhlich, Michael/Sting, Stephan/Tervooren, Anja/Wagner-Willi, Monika/Zirfas, Jörg: Das Soziale als Ritual. Zur performativen Bildung von Gemeinschaften. Opladen 2001.
  • Wulf, Christoph/ Zirfas, Jörg (Hrsg.): Die Kultur des Rituals: Inszenierungen, Praktiken, Symbole. Paderborn 2004.
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Episode 134: Radikal moderat

Dieser Podcast ist eine Herausforderung. Weil wir uns mit Gedanken konfrontieren, die extrem sind. Grenzüberschreitend. Es geht um extreme Haltungen und radikales Denken. Und es geht um die Frage nach der Legitimation von bestimmten Formen der Gewalt. Und wie, warum und wo wir Grenzen ziehen wollen oder müssen. Denn so eindeutig, wie uns die Antwort häufig scheint, ist sie gar nicht.

Dezember 2022. Der Diskurs über Radikalität ist vor allem dadurch geprägt, dass wir alle Erscheinungen in einen Topf werfen und pauschal verurteilen. Und zwar ohne, dass wir uns die Kontexte und Hintergründe anschauen, vor denen sie auftauchen. Da werden die Klimaaktivisten von „Letzte Generation“ mal schnell ins Hufeisen gepackt und auf eine Stufe gestellt mit dem gerade ausgehobenen „Reichsbürger“-Netzwerk, dessen Mitglieder wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat, sprich demokratiefeindlichem Terror, vorläufig festgenommen wurden. Und auch bei den Protesten in Iran gibt es immer wieder Versuche, die Protest- und Revolutionsbewegung als radikal und gewalttätig darzustellen, während die eigentliche Gewalt von einem totalitären Regime ausgeht, das seine Bürgerinnen und Bürger willkürlich inhaftiert, foltert und ermordet.

Was also ist vor diesen Hintergründen Radikalität? Wie grenzen wir sie ab von Fanatismus, Totalitarismus und Extremismus? Wie weit darf – philosophisch gesehen – radikales Denken gehen? Und warum müssen wir uns dabei die Frage stellen, wie welche Formen von Gewalt in diesem Umfeld legitimiert werden?

Ritas These: „Wenn man Radikalität philosophisch ernst nimmt, wird man dabei rauskommen, denkerisch moderat zu sein. Moderat und radikal sind dann nicht mehr das Gegensatzpaar, das man vermutet.“

Glaubte man Peter Weibel und Boris Groys, so waren die Anschläge auf das World Trade Center eine künstlerische Performance. Zum einen deshalb, weil sie als ein mediales Spektakel, nämlich als weltweit unübersehbare Inszenierung der Verletzlichkeit der Großmacht USA konzipiert waren. Zum anderen darum, weil hierbei die Grenzen von Kunst und Realität entschieden mißachtet wurden. Riskiert wurde hier angeblich ein Ausbruch der Kunst aus der Spähre der Kunst. Nach Weibel nämlich macht es die ganze Obsession eines modernen Künstlers aus, mit künstlerischen Mitteln einen Ausbruch aus dem Kunstsystem zu bewirken, hinein in die Welt, um dort, wie Peter Sloterdijk, ein anderes Mitglied des ästhetischen Kollegs, es formulierte, „das große Ding zu machen“. So wurde der Terrorist zu dem Modellfall eines Künstlers, der mit der Selbstaufhebung der Kunst wirklich Ernst gemacht hat. Bei Groys gipfelte diese Diagnose in dem Satz: „Der Terrorist ist ein moderner Künstler unter der Bedingung, dass das moderne Kunstsystem fehlt.“ Unausgesprochen allerdings blieb das logische Komplement dieses Satzes: Der moderne Künstler ist ein Terrorist unter der Bedingung, daß die Logistik eines entsprechenden Netzwerks fehlt. Man sieht hier exemplarisch, wie sehr die Fixierung auf eine starre Norm der Radikalität sowohl im Bereich der Kunst wie in dem der Politik in schiere Blindheit und schieren Blödsinn münden kann.“

Aus Seel, Martin: Das Radikale und das Moderate

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Ritas Literaturliste:

  • „radikal“. In: Regenbogen, Arnim/ Meyer, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Hamburg 2013.
  • Bermes, Christian: Radikalität – Etikett oder Gestalt? Zum Ort des Radikalen in der Kultur. In: Konersmann, Ralf/ Westerkamp, Dirk (Hrsg.): Zeitschrift für Kulturphilosophie 2012/2, S. 17-30.
  • Dietrich, Kai: Radikalisierungsprävention und Deradikalisierung als pädagogische Arbeitsfelder. Abrufbar unter https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/236720/radikalisierungspraevention-und-deradikalisierung-als-paedagogische-arbeitsfelder/ (Datum des letzten Abrufs: 30.11.2022)
  • Marten, Rainer: Geistige Radikalität. In: Konersmann, Ralf/ Westerkamp, Dirk (Hrsg.): Zeitschrift für Kulturphilosophie 2012/2, S. 69-80.
  • Reemtsma, Jan Philipp: Gewalt und Vertrauen. Grundzüge einer Theorie der Gewalt in der Moderne. In: Ders.: Gewalt als Lebensform. Zwei Reden. Stuttgart 2016, S. 29-55.
  • Seel, Martin: Das Radikale und das Moderate. Erkundungen in einem spannungsreichen Begriffsfeld. In: Konersmann, Ralf/ Westerkamp, Dirk (Hrsg.): Zeitschrift für Kulturphilosophie 2012/2, S. 6-17.

Noras Linktipps:

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Episode 133: Leben mit Leid

Wo menschliches Leben ist, ist auch immer Leid. Im Kleinen wie im Großen. Es ist unmöglich, sich vor Leid zu schützen. Egal wie privilegiert wir sind. Leid trifft uns alle. Wie also damit umgehen? Wie können wir Leid lindern? Wann sind wir gezwungen, Leid als existent zu akzeptieren? Und wo sind wir aber auch handlungsfähig? Ein Gespräch mit der Psychologin Dr. Nady Mirian

Nadys Literaturtipps:

Im Podcast sagt Nady Mirian, dass sie ganz viel von Schopenhauer, Camus, Sartre, Simone Weil und Joan Didion liest. Konkret nennt sie:

  • Foucault, Michel: Wahnsinn und Gesellschaft. Hamburg 1973.
  • Hitchens, Christopher: Love, Poverty, and War. New York 2004
  • Sonntag, Susan: Das Leiden anderer betrachten. Frankfurt 2017.
  • Sonntag, Susan: „Aids und seine Metapher“. Berlin 1997

Ritas Literaturliste:

  • Angehrn, Emil: Das Leiden und die Philosophie. In: Die Ethik Arthur Schopenhauers im Ausgang vom Deutschen Idealismus (Fichte/Schelling). Würzburg 2006, S. 119-132. Abrufbar unter https://edoc.unibas.ch/14399/1/BAU1005251809.pdf (Datum des letzten Abrufs: 08.11.2022)
  • Han, Byung-Chul: Palliativgesellschaft: Schmerz heute. Berlin 2020.
  • Hauskeller, Michael: Durch Leiden lernen. Schopenhauer zwischen Mitleid und Selbstüberwindung. In Schopenhauer Jahrbuch 84, 2003, S. 75-90.
  • Meyer-Drawe, Käte: Lernen und Leiden. Eine bildungsphilosophische Reflexion. In: Nittel, Dieter/ Seltrecht, Astrid (Hrsg.), Krankheit: Lernen im Ausnahmezustand? Berlin, Heidelberg 2013, S. 68-76.
  • Wolf, Burkhardt/ Harrasser, Karin/ Macho, Thomas (Hrsg.): Politik und Technik des Schmerzes. Leiden, Boston 2007.

Noras Linkliste:

Episode 132: Akte(n) der Menschlichkeit

Können wir mit Random Acts of Kindness, also den zufälligen Akten von Mitmenschlichkeit, die Welt retten? Denn nicht weniger wollen wir in diesen anstrengenden Zeiten versuchen. Die Welt um uns rum ein kleines bisschen besser machen, indem wir ihr aufmerksam begegnen für die Not anderer. Klingt pathetisch? Ist es auch. Aber Rita hat gesagt, im Herbst ist das erlaubt.

Aber mal im Ernst: Gerade jetzt begegnen uns überall Meldungen von Menschen, die in Not sind oder drohen, in Not zu geraten. Zum Beispiel durch steigende Energie- und Lebensmittelkosten. Einige Menschen begegnen diesen Nöten mit einem Random act of kindness, also einer spontanen und zufälligen Hilfeleistung. Aber es gibt daran natürlich auch Kritik. Denn eigentlich haben wir in einer demokratischen und sozialen Gesellschaft doch Institutionen dafür gegründet, damit Menschen nicht mehr auf zufällige Hilfeleistung angewiesen sind, sondern sich auf eine zumindest in der Basis gesicherte und menschenwürdige Grundexistenz verlassen können. Klappt halt nur nicht immer. Und jetzt?

Ritas Literaturliste:

  • Aristoteles: Nikomachische Ethik. Übersetzt von Franz Dirlmeier. Stuttgart 2003.
  • Haupt, Selma/ Hering, Sabine/ Wever, Laura/ Haupt: Kein Platz für mein Ethos. Zum Spannungsverhältnis von Professionalität, Ungewissheit und Subjektivität. In: journal für lehrerInnenbildung, 21 (3), S. 74-83. Abrufbar unter https://www.researchgate.net/publication/355334533KeinPlatzfurmeinEthosZumSpannungsverhaltnisvonProfessionalitatUngewissheitundSubjektivitat (Datum des letzten Abrufs: 27.09.2022)
  • Phillips, Adam/ Taylor, Barbara: Freundlichkeit: Diskrete Anmerkungen zu einer unzeitgemäßen Tugend. Stuttgart 2010.
  • Rousseau, Jean-Jacques: Émile oder Über die Erziehung. Stuttgart 2019. [Orig. 1762]
  • Schmid, Wilhelm: Mit sich selbst befreundet sein. Von der Lebenskunst im Umgang. Frankfurt/Main 2007.
  • Schmid, Wilhelm: Selbstfreundschaft: Wie das Leben leichter wird. Berlin 201

Episode 131: (T)Räume der Kindheit

Nicht alle erinnern sich gerne an ihre Kindheit, aber fast alle hatten Orte, die sich fest in unsere Erinnerung gebrannt haben. Etwas, das wir riechen, fühlen oder schmecken und uns instant zurückversetzt in Kindertage. Es ist, wie eine Tür aufzustoßen in einen anderen Raum. Eine andere Dimension. Etwas, wo wir mal waren. Und so viel ist sicher: Wir alle waren Kinder. Und manche von uns sind es auf die eine oder andere Weise immer noch.

Ritas Literaturliste:

  • Augé, Marc: Nicht-Orte. München 2004.
  • Burghardt, Daniel / Zirfas, Jörg (Hrsg.): Pädagogische Heterotopien. Von A bis Z. Weinheim Basel 2019.
  • Foucault, Michel: Die Heterotopien. Der utopische Körper. Zwei Radiovorträge. Frankfurt/Main 2014.
  • Hasse, Jürgen / Kozljanič, Robert Josef (Hrsg.): Gelebter, erfahrener und erinnerter Raum. V. Jahrbuch für Lebensphilosophie. München 2010.
  • Hasse Jürgen / Schreiber, Verena (Hrsg.): Räume der Kindheit. Ein Glossar. Bielefeld 2019.
  • Langeveld, Martinus Jan: Die Schule als Weg des Kindes. Braunschweig 1966.

Episode 130: Ich nunge dich!

Was ist eigentlich Anerkennung und was macht sie mit uns und anderen? Und ja, Macht ist hier durchaus auch als Substantiv enthalten. Denn das Vorenthalten von Anerkennung ist ein Herrschaftsinstrument. Das zu wissen und entsprechend zu berücksichtigen, kann in Konfliktsituationen hilfreich sein. Aber auch uns selbst gegenüber brauchen wir Anerkennung als Werkzeug.

Für viele Menschen ist Anerkennung positiv konnotiert. Das hat etwas Lobendes und Wertschätzendes. Aber ist das nicht eigentlich schon einen Schritt zu weit gedacht? Ist Anerkennung nicht erstmal der Moment, in dem wir eine Tatsache als solche zur gemeinsamen Basis eines Diskurses erklären? Das müssen wir noch nicht mal gut finden. Das kann sogar sehr schmerzhaft sein. Eine Art: Ja, ich erkenne an, dass das für dich eine Realität ist. Oder auch: Ja, ich erkenne an, dass das für uns eine Realität ist. Im Hier und Jetzt. In unserem Miteinander. Aber auch in und mit uns selber. Zum Beispiel, wenn sich unser Körper verändert – wodurch auch immer. Eine Form der Akzeptanz. Aber immer auch: ein Prozess. Auf den wir euch in diesem Gespräch mitnehmen wollen.

Ritas Literaturliste:

  • Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Werke Teil 3. Phänomenologie des Geistes. Frankfurt/Main 1991.
  • Honneth, Axel: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt/Main 1992.
  • Ricken, Norbert/ Balzer, Nicole: Anerkennung als pädagogisches Problem. Markierungen im erziehungswissenschaftlichen Diskurs. In: Schäfer, Alfred/ Thompson, Christiane (Hrsg.): Anerkennung. Paderborn, München, Wien, Zürich 2010, S. 35-87.
  • Schäfer, Alfred/ Thompson, Christiane (Hrsg.): Anerkennung. Paderborn, München, Wien, Zürich 2010
  • Siep, Ludwig: Anerkennung in der „Phänomenologie des Geistes“ und in der praktischen Philosophie der Gegenwart. Abrufbar unter https://www.information-philosophie.de/?a=1&t=9402&n=2&y=2&c=99 (Datum des letzten Abrufs: 09.08.2022)
  • Taylor, Charles: Multikulturalismus und die Politik der Anerkennung. Mit einem Beitrag von Jürgen Habermas. Frankfurt/Main 1997.