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Browsing Tag: Immanuel Kant

Episode 78: Homo Empoericus

Zwischen den Jahren ist er wieder zur Hochform aufgelaufen: Der Homo Empoericus war unterwegs. Zum Anlass genommen wurde ein Kinderlied: „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ – umgedichtet zu einer „Umweltsau“-Version. Rita und Nora wollen aber gar nicht so sehr auf das Geschehen und dessen Ursachen eingehen. Das könnt ihr ausgiebig in verschiednen Online-Medien nachlesen (siehe Linkliste in den Shownotes). Wir fragen uns: Warum sind wir so leicht zu empören? Ein Funke und schon schreien alle wild durcheinander. Stacheln andere mit an, die ihrerseits auch wieder Gehör finden wollen. Dabei sind wir doch eh schon alle gestresst. Müssten wir da nicht eher nach Ruhe suchen?

Rita und Nora betrachten in dieser Folge den Aktivierungszustand des Menschen, fragen, warum das Kontemplative so wenig Akzeptanz findet, sprechen über blinden Aktionismus, Engagement, Leidenschaft, Affekt – und den Tugenden, die diesen Emotionen gegenüberstehen, um sie ein wenig einzuhegen.

Ritas Literaturliste:

  • Ehrenberg, Alain: Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart. Frankfurt/Main 2004.
  • Hessel, Stéphane: Empört Euch! Berlin 2011.
  • Hessel, Stéphane: Engagiert Euch! Im Gespräch mit Gilles Vanderpooten. Berlin 2011.
  • Kocyba, Hermann: „Aktivierung“. In: Bröckling, Ulrich (Hrsg.): Glossar der Gegenwart. Frankfurt/Main 2004.
  • Legnaro, Aldo: „Erlebnis“. In: Bröckling. A.a.O. Schulze, Gerhard: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt/Main, New York 1992.
  • Thomä, Dieter: Ästhetische Freiheit zwischen Kreativität und Ekstase. Überlegungen zum Spannungsverhältnis zwischen Ästhetik und Ökonomik. In: Menke, Christoph/ Rebentisch, Juliane (Hrsg.): Kreation und Depression. Freiheit im gegenwärtigen Kapitalismus. Berlin 2012.

Nora Linkliste:

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Episode 77: Perfektionisms* II

Während wir in der ersten Folge zum Perfektionismus über den psychologischen und vor allem den politischen Perfektionismus gesprochen haben, wollen wir uns in der zweiten Folge zum Thema mit dem moralischen Perfektionismus beschäftigen – und hier vor allem mit Nietzsche und Kant, die hatten wir nämlich versehentlich unter den Tisch fallen lassen, weil wir uns so in den Tiefen des politischen Perfektionismus verloren hatten. Aber auch das war sehr spannend und unterhaltsam. Zumal der Weltgeist uns mit viel Metahumor beglückt hat.

Die voranstehende Frage in dieser Folge ist: War Nietzsche armoralisch oder hat er eine neue Form von moralischem Perfektionismus zu denken versucht? Und was hat eigentlich Kant damit zu tun? Außerdem sprechen wir darüber, warum im moralischen Perfektionismus das Scheitern mitgedacht werden sollte, und was das mit Ökonomie und Fridays for future zu tun hat.

Ritas Literaturliste

  • Conant, James: Friedrich Nietzsche. Perfektionismus & Perspektivismus. Konstanz: Konstanz University Press. 2018.
  • Geismann Georg / Oberer, Hariolf (Hrsg.): Kant und das Recht der Lüge. Würzburg: Königshausen & Neumann. 1986.
  • Gurwitsch, Georg: Kant und Fichte als Rousseau-Interpreten. 1922. In: v. Baum, Manfred / Dörflinger, Bernd / Klemme, Heiner F. (Hrsg.): Kant-Studien. Band 27, Heft 1-2, Seiten 138–164. de Gruyter. 2009 Online abrufbar unter: https://www.degruyter.com/downloadpdf/j/kant.1922.27.issue-1-2/kant.1922.27.1-2.138/kant.1922.27.1-2.138.pdf
  • Kast, Christina: Friedrich Nietzsches Ja zum Leben. Würzburg: Königshausen & Neumann. 2019.
  • Krüger, Oliver: Erziehung im Sozialstaat – Kinderethik zwischen staatlicher Neutralität und politischem Perfektionismus. In: Drerup, Johannes/ Schickhardt, Christoph (Hrsg.): Kinderethik: aktuelle Perspektiven – klassische Problemvorgaben. Münster: mentis. 2017.
  • Popper, Karl: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Der Zauber Platons. Band 1. (Hierin: 9. Kap. „Ästhetizismus, Perfektionismus, Utopismus“) Bern: Francke Verlag. 1957.
  • Stoeber, Joachim (Ed.): The Psychology of Perfectionism. Theory, Research, Applications. London: Routledge. 2017.
  • Zerm, Stephanie: Moral als Selbsterschaffung. Eine Untersuchung zum moralischen Perfektionismus in der Philosophie Friedrich Nietzsches. Hannover. 2005. Dissertation, online verfügbar unter https://d-nb.info/975162705/34
  • v. Colli, Giorgio / Müller-Lauter, Wolfgang (Hrsg.) Friedrich Nietzsche. Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral. (1886 – 1887) aus: Werke, Abt. 6, Bd. 2. Online abrufbar unter: https://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/121885
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Episode 70: Die Goldene Regel

Um die Dinge zu ordnen brauchen wir Regeln. Regeln sollten relativ stabil sein, damit sie auch verlässlich sind. Und sie sollen reziprok sein. Also, wenn ich mich dran halte, dann hältst du dich auch dran. Was passiert, wenn das nicht so ist, zeigt sich zum Beispiel bei Spielregeln. Geschummelt wird nicht! Oder zumindest sollte man sich dabei nicht erwischen lassen. Und da sind wir schon bei einer sehr menschlichen Regung. Wenn es uns zupass kommt und uns das Risiko nicht allzu groß erscheint … nunja, die ein oder andere Regel kann dann auch schon mal, sagen wir, großzügig ausgelegt werden. Oder sie fällt halt – schwupps – gleich unter den Tisch. Aber es gibt die eine goldene Regel, die so oder ähnlich in fast allen Kulturen gefunden werden kann. Auf die wir bauen, wenn es um gutes Zusammenleben geht. Welche das ist und, warum auch an dieser Regel nicht alles gold ist, was glänzt, das erfahrt ihr in dieser Ausgabe.

Ritas Literaturliste:

  • Bröckling, Ulrich: Gute Hirten führen sanft: Über Menschenregierungskünste. Berlin 2017.
  • Erikson, Erik H.: Die Goldene Regel im Licht neuerer Einsicht. In: Einsicht und Verantwortung. Die Rolle des Ethischen in der Psychoanalyse. Frankfurt/Main 2003.
  • Hoche, Hans Ulrich: Die Goldene Regel. Neue Aspekte eines alten Moralprinzips. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. 32/1978, S. 355–375.
  • Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Akademie-Ausgabe. Kant Werke, Band IV. Berlin, New York 1968.
  • Lutz, Adolf: Die goldene Regel. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. 18/1964, S. 471.
  • Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde. 2. Auflage. Stuttgart 1983.
  • Platon: Nomoi. Sämtliche Werke, Band 4. 22. Auflage. Reinbek bei Hamburg 2006.
  • Rohls, Jan: Geschichte der Ethik. 2. Auflage. Tübingen 1999
  • Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark: Ein Antwortschreiben zu Heideggers Brief über den Humanismus. Berlin 1999.
  • Wattles, Jeffrey: The Golden Rule. New York 1996.

Podcast-Tipps:

  • Rita war zu Gast im LeseSport Podcast und hat dort über Regeln im Kampfsport gesprochen
  • Bei 180 Grad – Geschichten gegen den Hass von Bastian Berbner geht es in der Folge „Wenn böse Menschen lächeln“ um Erwartungshaltungen, die wir haben – und warum die falsch sein können
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Der Titel des Podcasts: Die Privatsphäre einer sterbenden Tulpe

Episode 31: Die Privatsphäre einer sterbenden Tulpe

Was hat eine Tulpe kurz vor dem Verblühen eigentlich mit Öffentlichkeit zu tun? Erstaunlich viel, vor allem, wenn wir eh gerade über die Spähren von Öffentlichkeit und Privatheit sprechen. Und das ist weit komplexer als es auf den ersten Blick erscheint. Denn in Zeiten von Smartphones, in Zeiten, in denen sich fast jeder Mensch per Foto oder Video Zugang zu einer breiten Öffentlichkeit verschaffen kann, spielt noch ein ganz anderer Faktor mit in dieses Thema rein. Nämlich die Frage danach, was gehört eigentlich veröffentlicht?

Eine Tulpe vor dem Rechner auf dem das Programm zu sehen ist, mit dem gerade diese Folge geschnitten wird

Was empfinden wir noch als privat, wenn zum Beispiel Youtuber aus ihrem Wohnzimmer senden und uns fortwährend Einblick in ihr – vermeintliches – Privatleben gewähren? Achtung, diese Folge erhält einen Rant und ein bisschen „Moralapostelscheiße“. Aber es geht auch um eine ziemlich wichtige Frage. Nämlich was überhaupt veröffentlicht gehört und wie wir im digitalen Zeitalter mit bestimmten Informationen umgehen. Explizite Sprache nicht ausgeschlossen …

In dieser Folge entsteht so viel Gehirnfutter, dass Rita und Nora am Ende selber etwas ratlos dastehen mit all den Begrifflichkeiten. Das war definitiv nicht die letzte Folge zu diesem Thema.

 

Ritas Literaturliste:

  • Becker, Michael / Schmidt, Johannes/Zintl, Reinhard: Politische Philosophie. 4. Auflage. Paderborn 2017.
  • Gehl, Jan: Leben zwischen Häusern: Konzepte für den öffentlichen Raum. Berlin 2012.
  • Geuss, Raymond: Privatheit. Eine Genealogie. Frankfurt/Main 2002.
  • Esposito, Roberto: Communitas. Ursprung und Wege der Gemeinschaft. Zürich 2004.
  • Sennett, Richard: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. Frankfurt/Main 1986.

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Zitat Rita: "Wenn ich nur auf Anpassung hin erziehe, auch politisch erziehe, dann passiert einfach nichts Neues."

Episode 29: Von Widerstand und Kritikäffchen

Gibt es eine Pficht zum Widerstand? Das hier ist eine echte Folge 2. Eine Fortsetzung. Denn wir haben uns so lange mit dem Hannah Arendt Zitat: „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen BEI KANT“ beschäftigt, dass wir die entscheidende Frage gar nicht klären konnten. Wenn es kein Recht zu gehorchen gibt, gibt es dann eine Pflicht zum Widerstand?
Um das zu klären lohnt sich natürlich erst mal zu fragen: Was ist denn Widerstand? Oder besser: Wann ist denn was eigentlich Widerstand? Und reicht nicht auch Widerspruch? Wie viel davon verträgt denn eine Demokratie? Ihr merkt schon, das wird wieder eine bunte Reise durch verschiedene Perspektiven auf das Thema. Beginnend bei der Vita Activa von Hannah Arendt.

Und damit ihr zwischendurch mal kurz spingsen könnt, hier mal die kurze Zusammenfassung der drei Schritte. Vielleicht hilft das beim Hören.

  1. Stufe: Das Arbeiten -> machen wir, um am Leben zu bleiben und unsere Gattung zu sichern. Für Hannah Arendt geben wir damit eine Antwort auf unsere Sterblichkeit.
  2. Stufe: Das Herstellen von Gegenständen und Kulturgegenständen -> ist Immortalität. Da spielt die individuelle Sterblichkeit keine Rolle
  3. Stufe: Das Handeln -> dazu gehört auch das Sprechen. Es ist notwending zum Bilden von politischen Gemeinschaften.

Der Aktivist, der für Datenschutz und damit gegen Teile der AGB von zum Beispiel Facebook kämpft, heißt Max Schrems. Er hat eine NGO gegründet: NOYB – übersetzt: None of your business.

Die Veranstaltungsreihe Köln spricht findet ihr zum Beispiel auf Facebook, Youtube und Twitter. Inzwischen gibt es diese Veranstaltung auch in anderen Städten.

Ritas Literaturliste:

  • Bieri, Peter: Wie wollen wir leben? München 2013.
  • Hessel, Stéphane: Empört Euch! Berlin 2011.
  • Ders., im Gespräch mit Gilles Vanderpooten: Engagiert Euch! Berlin 2011.
  • Horster, Detlef: Politik als Pflicht. Studien zur politischen Philosophie. Frankfurt/Main 1993.
  • Masschelein, Jan/ Maarten Simons: Globale Immunität oder Eine kleine Kartographie des europäischen Bildungsraumes. Zürich 2005.
  • Schmidt, Manfred G.: Demokratietheorien. Eine Einführung. Bonn 2010.

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