Episode 38: Vom Schenken und Sharen

Umeinander kümmern, gut zueinander sein, das kann sehr widerständig sein in einer Konsumgesellschaft. - Zitat von Rita Molzberger
Geschenkeeee! Die meisten Menschen freuen sich wahrscheinlich darüber. Aber das mit dem Schenken ist so eine Sache. Denn: Was schenkt man Menschen, die eigentlich schon alles haben? Wo ist der Unterschied zwischen Geschenk, Gabe und Aufmerksamkeit? Und was ist mit dem Subtext von Geschenken? Das kann gerade in Familien mitunter zu Komplikationen führen. Und dann gibt es ja auch noch das Konzept der Dankbarkeit. Wie sagen wir Oma, Onkel, Vater, Mutter, Tante, dass wir die Schnapspralinen eigentlich noch nie mochten? Oder dass sie die Tennissocken und Schlüpper lieber spenden sollten? Wie bedanken wir uns für ein Geschenk von jemandem, von dem wir eigentlich lieber keine Geschenke haben wollen? Und dann ist da ja auch noch die Sache mit der Ausgeglichenheit. Denn wenn wir ein Geschenk bekommen, dann müssen (oder im besten Fall wollen) wir ja auch eins zurückschenken. Interessanterweise beobachten wir aus dem Überfluss heraus aber auch gerade einen Gegentrend. Statt Dinge zu (ver)schenken und Besitz- und Konsumgüter anzuhäufen, entwickelt sich eine Gesellschaft des Teilens. Und das bezieht sich nicht nur auf Car-Sharing. Wir teilen Ackerflächen mit Freunden, wir teilen gemeinsame Zeit, wir teilen unseren materiellen Besitz mit denen, die weniger haben als wir oder die ein Geschenk eher benötigen. Weil wir es uns leisten können. Und weil einige von uns aussteigen aus einer Gesellschaft, die sich vor allem durch Konsum und Besitz definiert.

Ritas Literaturlitse:

  • Berking, Helmuth: Schenken: Zur Anthropologie des Gebens. Frankfurt/Main, New York. 1996.
  • Bourdieu, Pierre: Die feinen Unterschiede, Frankfurt/Main. 1987.
  • Brumlik, Micha/Brunkhorst, Hauke (Hrsg.): Gemeinschaft und Gerechtigkeit. Frankfurt/Main. 1993.
  • Derrida, Jacques: Falschgeld. Zeit Geben I. München. 1993.
  • Hoffmann, Till J.: Verschwendung. Philosophie, Soziologie und Ökonomie des Überflusses. (Dissertation, Universität Osnabrück, als PDF abrufbar)
  • Knigge, Adolph Freiherr von: Über den Umgang mit Menschen. 5. Auflage. Hamburg. 2015. [Original 1788]
  • Mauss, Marcel: Die Gabe. In: Soziologie und Anthropologie, Band II. Frankfurt/Main, Berlin, Wien. 1978. [Original 1925]
  • Ostrom, Elinor: Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter. München. 2011.

Die Thesen von Georges Bataille zum Verschwendungsdenken sind über seine Werke verteilt. Die Einführung zu seinem Verschwendungsdenken gibt es leider nicht mehr.

Unterstütze uns auf Steady

Lass uns einen Kommentar da!

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.