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Episode 84: Das Leben vor die Füße kotzen

Es gibt zwei Formen von Authentizität, sagt Rita Molzberger. Erstens da, wo uns jemand sein ganzes Leben vor die Füße kotzt und jeden Augenblick des eigenen Lebens mit uns teilt und zweitens, Authentizität zum Zweck der Ökonomisierung des Subjekts. Und tatsächlich begegnet uns der Begriff Authentizität gar nicht so selten in medialen Zusammenhängen. Oder da, wo uns etwas verkauft werden soll. Aber was meinen wir eigentlich wirklich, wenn wir authentisch sagen? Benutzen wir den Begriff überhaupt richtig? Und wo grenzt sich Authentizität zum Beispiel zu Begriffen ab wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Wollen wir eigentlich, dass Menschen immer authentisch sind? Also auch, wenn es um ihre schlechten und nicht so liebenswerten Eigenschaften geht? Und wie reagieren wir, wenn sich ein Mensch verändert und wandelt. Sagen wir vom Fitness-Junkie zur Nachhaltigkeitsaktivistin. Passen Authentizität und Wandel überhaupt zusammen?

Ritas Literaturliste

  • Bröckling, Ulrich: Totale Mobilmachung. Menschenführung im Qualitäts- und Selbstmanagement, in: Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen. 2000. Frankfurt a. M.
  • Ferrara, Alessandro: Ein Gefühl der „Beförderung des Lebens“. Neuer philosophischer Horizont: Reflexive Authentizität als Mittlerin zwischen Universalismus und Pluralismus, in: Frankfurter Rundschau vom 11.4.2000
  • Knaller, Susanne/Müller, Harro (Hrsg.): Authentizität. Diskussion eines ästhetischen Begriffs. München. 2006.
  • Lethen, Helmut: Versionen des Authentischen: sechs Gemeinplätze, in: Hartmut Böhme, Klaus R. Scherpe (Hrsg.), Literatur und Kulturwissenschaften – Positionen, Theorien, Modelle. Rowohlt. 1996
  • Senghaas-Knlobloch, Eva: Autonomie und Authentizität im postfordistischen Erwerbsarbeitsleben. In: Wohin driftet die Arbeitswelt? Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2008
  • Strub, Christian: Authentizität. Information Philosophie http://www.information-philosophie.de/?a=1&t=2546&n=2&y=1&c=76
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Episode 82: Welt(anschauungs)schmerz

Aktuell sind viele von uns damit beschäftigt, ihre Lebensumstände neu zu sortieren, weil das Corona-Virus große Umstellungen verlangt. Aber auch die ersten beiden Monate des Jahres 2020 hatten es bereits in sich. Da gab es das #Omagate, den Tabubruch von Thüringen, die rassistischen Morde in Hanau und ganz aktuell den unmenschlichen Umgang mit Geflüchteten an der türkisch-griechischen Grenze, bei denen die Menschenrechte, Grundwerte der europäischen Union, mit Füßen getreten werden. Beim Blick in die Welt tut Nora gerade das Herz weh. Und ja, das klingt pathetisch. Aber es ist tatsächlich so. Aber woher kommt dieser Weltschmerz? Welchen Platz hat er in unserer Gesellschaft und wie können wir damit umgehen? Darüber sprechen Rita und Nora in dieser Ausgabe des „Was denkst du denn?“ Podcast.

Ritas Literaturliste:

  • Burchardt, Matthias: Erziehung im Weltbezug: Zur pädagogischen Anthropologie Eugen Finks. Würzburg 2001.
  • Fink, Eugen: Der Mensch als Fragment. In: Ders.: Zur Krisenlage des modernen Menschen. Würzburg 1989.
  • Fink, Eugen: Grundphänomene des menschlichen Daseins. 2., unveränderte Auflage. Freiburg 1995
  • Frost, Ursula: Bildung und Öffentlichkeit. Über allgemeine und politische Bildung. In: Obermaier, Michael (Hrsg.): Humane Ökologie. Gesellschaftliche Fragmentierungen – pädagogische Suchbewegungen. Paderborn 2012.
  • Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Vorlesungen über Pädagogik (1813). In: Ders.: Texte zur Pädagogik. Kommentierte Studienausgabe. Hrsg. von Michael Winkler und Jens Brachmann. Frankfurt 2000.
  • Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. München 1998.
  • Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logico-philosophicus. Werkausgabe Band 1. Frankfurt/Main 1984.

Noras Linkliste:

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Episode 81: Spalter! Spalter!

Immer wieder geht es in Diskussionen um die Spaltung der Gesellschaft. Besonders präsent war da Anfang des Jahres die angebliche Spaltung der Generationen. Aber auch sonst wird gerne und oft von bestimmten Spaltungen gesprochen. Am Beispiel des Generationenkonfliktes – den es ohnehin schon immer gab – suchen wir nach diesen Spaltungen. Wo verlaufen diese Grenzen? Wer setzt die? Und: Warum? Und natürlich kommt auch die Frage auf, ob das überhaupt so schlimm ist alles? Denn eine Gesellschaft ist nunmal eine Ansammlung von Menschen, die eben nicht gleich sind. Die sich aber darauf geeinigt haben, im Grundsatz das Gleiche zu wollen. Das es neben diesen Grundsätzen auch Uneinigkeit gibt, gesellschaftliche Lücken und Brüche, das weist uns darauf hin, wie gut es uns gelingt, diese Grundsätze zu mit Leben zu füllen. Statt sie mit Angst zu betrachten, wäre es hilfreich, sie zunächst anzuerkennen. Und dann gäbe es ja auch die Möglichkeit, Brücken zu bauen. Was dafür nötig ist und warum sich Nora demnächst vielleicht einen grünen Punkt und eine gelbe Tonnen tättowieren lässt … darum geht’s in dieser Folge.

Ritas Literaturliste:

  • Ecarius, Jutta: Generation, Erziehung und Bildung. Eine Einführung. Stuttgart 2008.
  • Frost, Ursula: Erziehung als Generationenverhältnis. In: Mertens, Gerhard et al. (Hrsg.): Handbuch der Erziehungswissenschaft. Band 1. Paderborn 2008, S. 167-173.
  • Furth, Peter: Phänomenologie der Enttäuschungen. Frankfurt/Main 1991.
  • Hafeneger, Benno: Anerkennung, Respekt und Achtung. Dimensionen in den pädagogischen Generationenbeziehungen. In: Hafeneger, Benno/ Henkenburg, Peter/ Scherr, Albert (Hrsg.): Pädagogik der Anerkennung. Schwalbach i.T. 2002, S. 45-62.
  • Krais, Beate/Gebauer, Gunter: Habitus. 7. Auflage. Bielefeld 2017.
  • Liebau, Eckart (Hrsg.): Das Generationenverhältnis. Über das Zusammenleben in Familie und Gesellschaft. Weinheim u. München 1997.
  • Zimmermann, Hans-Peter/de Leuw, Peter: Die feinen Unterschiede und wie sie entstehen. Pierre Bourdieu erforscht unseren Alltag. Sendung des HR am 3.11.1983, verfügbar unter https://youtu.be/gQSYewA03BU (Datum des letzten Abrufs: 19.02.2020)
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Episode 79: Erinnern und … was nochmal?

Woran erinnern wir uns eigentlich? Und wie entscheiden wir, woran und an wen oder auch an was wir erinnern. Denn es ist schlicht unmöglich an alles zu erinnern, was passiert ist. Oder an jede einzelne Person. Auf der anderen Seite ist es auch unglaublich schwierig, etwas absichtlich zu vergessen. Und trotzdem geraten Dinge, Geschichten, Erlebnisse und historische Ereignisse in Vergessenheit. Euch schwirrt jetzt schon der Kopf?

Gut, dann seid ihr bei uns genau richtig. Diese Folge hat nämlich auch unsere Synapsen mächtig durcheinander gewirbelt. Und damit es auch ja nicht langweilig wird, diskutieren wir als kleinen Bonus noch die Frage, ob es „ich erinnere das“ oder „ich erinnere mich“ heißt. Und warum wir eine der beiden Varianten deutlich bevorzugen.

Um geklaute und vergessene Fahrräder geht’s übrigens auch. Deshalb hier für euch noch ein Musikwunsch von Rita:

Und von Nora gibt es einen Hörtipp:
Eine Stunde Talk mit Julia Shaw – 100 Prozent deiner Erinnerungen sind falsch

Ritas Literaturliste:

  • Assmann, Aleida: Formen des Vergessens. Reihe Historische Geisteswissenschaften. Frankfurter Vorträge. Hrsg. von Bernhard Jussen und Susanne Scholz. Bd. 9. Göttingen. 2016.

Augé, Marc: Formen des Vergessens. Berlin: Matthes und Seitz. 2013.
  • Blum, André / Georgen, Theresa / Knapp, Wolfgang / Sellier, Veronika (Hrsg.): Potentiale des Vergessens. Würzburg. 2012.
  • Eco, Umberto: An Ars Oblivionalis? Forget it! In: Publications oft he Modern Language Association, Vol. 103, 05/1988, pp. 154-261. Online verfügbar unter: https://www.jstor.org/stable/462374?origin=JSTOR-pdf&seq=1#metadata_info_tab_contents (Datum des letzten Abrufs: 21.01.2020)

  • Mersch, Dieter: Paradoxien, Ethik und Poetik von Erinnern und Vergessen. Als PDF verfügbar unter http://www.dieter-mersch.de/Texte/PDF-s/ (Datum des letzten Abrufs: 23.01.2020)
  • Nietzsche, Friedrich: Unzeitgemäße Betrachtungen. Zweites Stück: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben. In: Ders.: Sämtliche Werke. KSA, Band 1. Hrsg. Von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München et al. 1980.
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Episode 78: Homo Empoericus

Zwischen den Jahren ist er wieder zur Hochform aufgelaufen: Der Homo Empoericus war unterwegs. Zum Anlass genommen wurde ein Kinderlied: „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ – umgedichtet zu einer „Umweltsau“-Version. Rita und Nora wollen aber gar nicht so sehr auf das Geschehen und dessen Ursachen eingehen. Das könnt ihr ausgiebig in verschiednen Online-Medien nachlesen (siehe Linkliste in den Shownotes). Wir fragen uns: Warum sind wir so leicht zu empören? Ein Funke und schon schreien alle wild durcheinander. Stacheln andere mit an, die ihrerseits auch wieder Gehör finden wollen. Dabei sind wir doch eh schon alle gestresst. Müssten wir da nicht eher nach Ruhe suchen?

Rita und Nora betrachten in dieser Folge den Aktivierungszustand des Menschen, fragen, warum das Kontemplative so wenig Akzeptanz findet, sprechen über blinden Aktionismus, Engagement, Leidenschaft, Affekt – und den Tugenden, die diesen Emotionen gegenüberstehen, um sie ein wenig einzuhegen.

Ritas Literaturliste:

  • Ehrenberg, Alain: Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart. Frankfurt/Main 2004.
  • Hessel, Stéphane: Empört Euch! Berlin 2011.
  • Hessel, Stéphane: Engagiert Euch! Im Gespräch mit Gilles Vanderpooten. Berlin 2011.
  • Kocyba, Hermann: „Aktivierung“. In: Bröckling, Ulrich (Hrsg.): Glossar der Gegenwart. Frankfurt/Main 2004.
  • Legnaro, Aldo: „Erlebnis“. In: Bröckling. A.a.O. Schulze, Gerhard: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt/Main, New York 1992.
  • Thomä, Dieter: Ästhetische Freiheit zwischen Kreativität und Ekstase. Überlegungen zum Spannungsverhältnis zwischen Ästhetik und Ökonomik. In: Menke, Christoph/ Rebentisch, Juliane (Hrsg.): Kreation und Depression. Freiheit im gegenwärtigen Kapitalismus. Berlin 2012.

Nora Linkliste:

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Episode 76: Perfektionisms* I

Sowohl Rita als auch Nora können wohl nicht ganz verleugnen, dass sie durchaus perfektionistische Züge in sich tragen. Und das ist auch erstmal gar nicht schlimm. Denn die Psychologie, die den Perfektionismus übrigens erst in den 90er Jahren wirklich für sich entdeckt hat, unterscheidet zum Beispiel in sinnvollen Perfektionismus und dysfunktionalen Perfektionismus.

Aber: Das Streben nach einer wie auch immer gearteten Perfektion trägt durchaus problematische Züge. Zum Beispiel, wenn es um politischen Perfektionismus geht. Wer definiert was und warum als perfekt? Und was sind die Folgen, wenn Perfektion auf politischer Ebene definiert wird? Darum geht es in dieser Folge. Leider sind dafür Nietzsche und Kant etwas unter den Tisch gefallen. Damit bleibt diese Folge eine unvollendete. Aber – und das ist die gute Nachricht – wir holen das nach. In einer zweiten Folge. Darin wird es dann vornehmlich um den moralischen Perfektionismus gehen.

Quelle: Philosophisches Wörterbuch

Ritas Literaturliste:

  • Conant, James: Friedrich Nietzsche. Perfektionismus & Perspektivismus. Konstanz: Konstanz University Press. 2018.
  • Geismann Georg / Oberer, Hariolf (Hrsg.): Kant und das Recht der Lüge. Würzburg: Königshausen & Neumann. 1986.
  • Kast, Christina: Friedrich Nietzsches Ja zum Leben. Würzburg: Königshausen & Neumann. 2019.
  • Krüger, Oliver: Erziehung im Sozialstaat – Kinderethik zwischen staatlicher Neutralität und politischem Perfektionismus. In: Drerup, Johannes/ Schickhardt, Christoph (Hrsg.): Kinderethik: aktuelle Perspektiven – klassische Problemvorgaben. Münster: mentis. 2017.
  • Popper, Karl: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Der Zauber Platons. Band 1. (Hierin: 9. Kap. „Ästhetizismus, Perfektionismus, Utopismus“) Bern: Francke Verlag. 1957.
  • Stoeber, Joachim (Ed.): The Psychology of Perfectionism. Theory, Research, Applications. London: Routledge. 2017.
  • Zerm, Stephanie: Moral als Selbsterschaffung. Eine Untersuchung zum moralischen Perfektionismus in der Philosophie Friedrich Nietzsches. Hannover. 2005. Dissertation, online verfügbar unter https://d-nb.info/975162705/34
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Episode 75: Das ist ja Sünde, Gnädige!

Randbemerkungen sind bei Nora immer gefährlich“, sagt Rita zu Beginn dieser Podcastfolge. Und ja, da könnte sie Recht haben. Denn dass wir mit der Pastorin Gesche Schaar über Sünde und Gnade sprechen, haben wir einer Randbemerkung zu verdanken. Denn eigentlich wollte Gesche Schaar vor allem nach einem Hörerinnen-Treffen fragen. Ganz am Rande hat sie dabei angemerkt, dass ihr unser katholisches Verständnis von Sünde mal aufgefallen ist. Und – zack – sitzt sie bei uns im Podcast-Wohnzimmer. Und wir sprechen darüber, was wir eigentlich heute noch als Sünde bezeichnen, wie schwierig es ist ein Gefühl wie Schuld auszuhalten, und dass auch das Geschenk der Gnade gar nicht so leicht zu akzeptieren ist. Dabei ist das hier ausdrücklich eine sehr ökumenische Podcastepisode, die auch für alle geeignet ist, die es mit Religion nicht so haben. Wie Nora zum Beispiel.

Ritas Literaturliste

* Der fröhliche Sünder

In Lublin lebte ein großer Sünder. Sooft er mit dem Rabbi zu sprechen begehrte, war der ihm zu Willen und unterredete sich mit ihm wie mit einem vertrauten und erprobten Mann. Viele Chassidim ärgerten sich daran, und einer sagte zum andern: »Wie kann es sein, daß der Rabbi, der jedem zum erstenmal Erblickten sein Leben bis zu diesem Tag, ja die Herkunft seiner Seele von der Stirn abliest, nicht sehen sollte, daß dieser ein Sünder ist? Und wenn er es sieht, wie kann es sein, daß er ihn des Verkehrs und des Gesprächs würdigt?« Endlich faßten sie sich den Mut, vor den Rabbi zu treten und ihn zu fragen. Er antwortete ihnen: »Wohl weiß ich davon wie ihr. Aber es ist euch ja bekannt, wie sehr ich die Freude liebe und die Schwermut hasse. Und dieser Mann ist ein so großer Sünder – andere bereuen doch im Augenblick, nachdem sie gesündigt haben, grämen sich einen Augenblick lang und kehren dann erst zu ihrer Torheit zurück, er aber kennt keinen Gram und kein verdrießliches Besinnen, sondern wohnt in seiner Freude wie in einem Turm. Und der Glanz seiner Freude überwältigt mein Herz.

Aus Martin Buber: Die Erzählungen der Chassidim
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Episode 74: Wundern und wahrnehmen

In einer Welt der Wissenschaft lässt sich im Prinzip alles erklären. Naja fast alles. Manches wird allerdings auch immer rätselhafter, je mehr wir darüber wissen. Und manchen Dingen bleibt ein Zauber, obwohl wir ganz viel darüber wissen. Es gibt Menschen, die uns im Wahrsten Sinne des Wortes verzaubern. Das kann toll sein. Das kann aber auch schwierig werden. Da nämlich, wo es in Sakralisierung umschlägt – also in etwas Mystisches oder Heiliges. Das erleben wir auch bei Dingen. Rund um ein neues iPhone wird regelrecht eine Messe zelebriert. Nicht jede und jeder darf es sofort haben. Es thront erhoben auf einem Sockel. Menschen campen tagelang vor Apple-Stores, um die ersten zu sein, die das neue Heiligtum – Verzeihung – Smartphone in den Händen halten zu dürfen … und das wäre noch unser kleinstes Problem mit der Sakralisierung. Denn da, wo wir uns immer noch wundern, wo uns die Erklärungen auch bis heute noch fehlen, ist der Übergang zwischen These, Theorie und Verschwörungstheorie mitunter fließend. Und dann ist da noch die Frage, was das Ganze mit Macht zu tun hat. Und ob wir die Welt wirklich nur denkend erschließen – oder eben doch auch wahrnemend und wundernd.

Schläft ein Lied in allen Dingen, 
die da träumen fort und fort

und die Welt hebt an zu singen
triffst du nur das Zauberwort

Joseph von Eichendorff

Ritas Literaturliste:

  • Benjamin, Walter (2010): Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. 6. Aufl. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
  • Joas, Hans (2017): Die Macht des Heiligen. Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung. Berlin: Suhrkamp.
  • Klatt, Jöran (2016): Rückverzauberte Rationalitäten. Die Sehnsucht nach dem Wärmestrom. In: INDES, Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Heft 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Lehmann, Hartmut (2009): Die Entzauberung der Welt. Studien zu Themen von Max Weber. Göttingen: Wallstein.
  • Meyer-Drawe, Käte (2018): Im Gespräch mit Vanessa Albus. In: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik, Heft 3. Hannover: Siebert Verlag.
  • Weber, Max (1996): Wissenschaft als Beruf. 10. Aufl. Berlin: Duncker und Humblot.

Noras Linktipps:

  • Zum Thema Sakralisierung und Macht hier noch ein Twitter-Link
    (Das Video ist spannend):
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Episode 73: Monströs oder einfach böse?

Es gibt Dinge, an deren finaler Erklärung wir scheitern. Liebe zum Beispiel. Oder Tod. Und auch das abgrundtief Böse und Monströse gehören dazu. Das sind die Dinge, die wir letzten Endes nicht begreifen können. Oder wie Rita es sagt: Nicht verdauen. Und trotzdem lohnt sich der Versuch, sich diesen Dingen zu nähern. Sie zu betrachten und anzuschauen. Der Anlass für dieses Gespräch ist hoch aktuell. Denn das Attentat in Halle am 09. Oktober 2019 war für viele Menschen eine Zäsur. Da hat sich ein Abgrund aufgetan. Und in den wollen wir blicken. Vorsichtig. Und da unser Gespräch am 31. Oktober stattfand – für die einen der Reformationstag, für andere einfach Halloween – fanden wir, das sei ein guter Tag, um die Brücke zu schlagen zwischen dem Bösen, dem Monströsen – aber eben auch der Banalität, die dem Bösen bisweilen zugrunde liegt und die dennoch monströse Ausmaße annehmen kann. Gast in dieser Folge ist der Philosoph Dr. Matthias Burchardt von der Universität in Köln.

Ritas Literaturliste

mit Ergänzungen von Matthias Burchardt:

  • Anders, Günther: Wir Eichmannsöhne. München 2001.
  • Arendt, Hannah: Eichmann in Jerusalem. 15. Auflage. München/ Zürich 2006.
  • Bollnow, Otto Friedrich: Neue Geborgenheit. Neue Geborgenheit. Das Problem einer Überwindung des Existentialismus. Schriften, Band 5. Würzburg 2011.
  • Montaigne, Michel de: Die Essais. Köln 2005. Stegemann, Bernd: Die Moralfalle: Für eine Befreiung linker Politik. Berlin 2018.
  • Nelson, Maggie: The Art of Cruelty. A Reckoning. New York/ London 2011.
  • Nietzsche, Friedrich: „Jenseits von Gut und Böse“ und „Zur Genealogie der Moral“. KSA Band 5. München 1999. Philosophie Magazin, Sonderausgabe 11: Was ist das Böse? Berlin 2018.
  • Ricoeur, Paul: Das Böse: Eine Herausforderung für Philosophie und Theologie. Zürich 2006.
  • Safranski, Rüdiger: Das Böse oder das Drama der Freiheit. 10. Auflage. Frankfurt/Main 1999.
  • Schäfer, Christian (Hrsg.): Was ist das Böse? Philosophische Texte von der Antike bis zur Gegenwart. Stuttgart 2014.
  • Svendsen, Lars: A Philosophy of Evil. Champaign/ London/ Dublin 2010.
  • Žižek, Slavoj: Grimassen des Realen. Jacques Lacan oder die Monstrosität des Aktes. Köln 1993.
  • Žižek, Slavoj: Der neue Klassenkampf. Die wahren Gründe für Flucht und Terror. 2015.
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Episode 72: Ich lieb mich, ich lieb mich nicht

Selbstliebe ist ja ein viel zitierter Begriff. Nur so richtig gut definiert ist er in der Anwendung nicht, sagt Rita. Da gehen schon mal verschiedene Dinge durcheinander. Zum Beispiel bei der Frage, was ist Selbstliebe und was ist Selbstsucht? Aristoteles beantwortet das mit dem Streben nach dem Guten, Schönen und Sittlichen. Und schon da stellt sich die Frage: Was ist denn gut, schön oder sittlich? Wie definieren wir das? Heute. Und dann ist da ja noch die Frage nach der Selbstsorge. Denn wer sich selber liebt, der sorgt gut für sich. Ernährt sich gut, sorgt für ausreichend Schlaf und Pausen … nah, fühlt sich da noch jemand so ertappt wie Nora? Dann ist dieser Podcast genau der richtige für euch. Denn eigentlich müssen wir an Selbstliebe scheitern – um zu einer bahnbrechenden Erkenntnis zu kommen …

Ritas Literaturliste:

  • Aristoteles: Nikomachische Ethik. Jena 1909, S. 205-208.
  • Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 355.
  • Hoffmann, Monika: „… wie dich selbst“. München 2001.
  • Rang, Martin: Rousseaus Lehre vom Menschen. Göttingen 1959.
  • Reichenbach, Roland: Die Tiefe der Oberfläche: Michel Foucault zur Selbstsorge und über die Ethik der Transformation. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Paderborn 2000, S. 177-189.
  • Rousseau, Jean-Jacques: Émile oder Über die Erziehung. Online verfügbar über http://www.zeno.org/nid/20009264205
  • Schmid, Wilhelm: Mit sich selbst befreundet sein: von der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst. Frankfurt/Main 2004.
  • Schmid, Wilhelm: Selbstsorge: zur Biographie eines Begriffs. In: Endreß, Martin (Hrsg.): Zur Grundlegung einer integrativen Ethik. Frankfurt/Main 1995, S. 98-129.
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