Eva von Redecker hat ein Buch über Bleibefreiheit geschrieben. Rita hat es gelesen und deshalb diskutieren wir über den Freiheitsbegriff aus der Perspektive des Bleibens. Im realen Leben, aber auch in solzialen Netzwerken. Wo wollen wir bleiben. Wo können wir bleiben?
Die Fragen nach der Bleibefreiheit sind auf vielen Ebenen drängend. Denn unsere Freiheiten haben Grenzen, die wir nicht einfach verschieben können. Wir haben zum Beispiel aufgrund unserer physiologischen Beschaffenheit nicht die Freiheit, einfach auf den Mond auszuwandern. Oder als Menschen da zu leben, wo es zu heiß oder zu kalt für uns ist. Vor dem Hintergrund stellt sich auch in der aktuellen Debatte um das Weltklima die Frage: Wo können wir noch bleiben?
Aber auch im Digitalen erleben wir eine Art Klimawandel. Hier stellt sich genauso die Frage danach, wo wir bleiben wollen oder können. Und wie wir unsere Welt im Digitalen gestalten möchten, damit möglichst viele bleiben können.
Rita und Nora haben in dieser Folge ein Experiment gestartet. Zur – vermeintlichen – Arbeitsreduktion. Wir haben beide den Text „The I in Internet“, ein Essay aus Jia Tolentinos Buch „Trick Mirror“, gelesen, um darüber zu sprechen. Keine Sorge, ihr müsste den Text nicht gelesen haben, um uns zu verstehen. Aber darin werden ein paar sehr spannende Gedanken zu sozialen Netzwerken und unserem Verständnis von uns Selbst und unserer Selbstwirksamkeit analysiert. Es geht um die Verwicklung unserer Persönlichkeit mit ökonomischen Bestrebungen, aufgeblähte Egos, die Wahrnehmung von Opposition und um Maßstäbe und den Wert, den wir unseren Meinungen – oder denen der Anderen – beimessen. Und um Barthaare – aber wie wir darauf kommen, müsst ihr euch wirklich selbst anhören.
Noch nie konnten sich so viele Menschen gleichzeitig öffentlich äußern, wie jetzt zu Zeiten der sozialen Netzwerke. Aber wer gehört werden will, muss sich Aufmerksamkeit verschaffen. Und so entbrennt ein Kampf um gegenseitige Aufmerksamkeit. Aber woher kommt unser Hunger nach Aufmerksamkeit? Und wie schaffen wir es, dass andere aufmerken? Denn, so Ritas richtiger Einwand, damit andere aufmerken, müssen wir in gewisser Weise stören. Und wenn wir dann Aufmerksamkeit bekommen, ist das echte Resonanz oder nur ein Echo? Was bedeutet echte Zuwendung im Digitalen? Und dann ist ja auch noch die Sache mit der Wertschätzung. Ein komplexes Themenfeld, wie ihr seht, und deshalb haben wir uns für diese Episode kompetente Hilfe geholt: Uli Sckaer ist zu Gast. Sie ist psychologische Psychotherapeutin und arbeitet in Köln. Eine ihrer Diagnosen: Podcasten ist nicht pathologisch! Puh!
Der Film „The Cleaners“ zeigt die schmutzige Seite der Digitalisierung. Die beiden Autoren Florian Riesewieck und Hans Block machen darin für uns alle sichtbar, was die Unternehmen am liebsten weiter im Verborgenen hätten: Nämlich wie digitaler Müll aus den sozialen Netzwerken gefischt wird. Dazu gehören Bilder und Videos, die wir nicht sehen wollen – oder sollen. Bilder und Videos von Enthauptungen, Vergewaltigungen, live gestreamten Selbstmorden, aber auch Pornografie oder das, was dafür gehalten wird. Ein Job, den nicht etwa Algorithmen übernehmen, sondern Menschen. Sogenannte Content Moderator. Sie haben wenige Sekunden Zeit, um zu entscheiden: „Delete“ oder „ignore“ – also löschen oder ignorieren.
Die Frage ist aber nicht nur: Was macht dieser Job mit den Menschen, die in tagtäglich ausüben müssen. Die Frage ist auch: Was macht das mit uns? Was macht das mit unserer Demokratie. Wer macht die Regeln? Was heißt Zensur? Wie viel „Sauberkeit“ braucht das Netz?
Darüber sprechen wir in dieser Folge mit Hans Block und Florian Riesewieck. Den Film „The Cleaners“ könnt ihr noch bis zum 18. September 2018 in der ARD Mediathek sehen.
Falls ihr Feedback direkt an Hans Block oder Moritz Riesewieck loswerden möchtet, dann schreibt an mail(at)laokoon(punkt)group