Um gut lügen zu können, brauchen wir einige kognitive Fertigkeiten. Lügen ist eine Leistung. So ganz grundsätzlich betrachtet. Eine, deren Entwicklung sich bei Kindern ganz gut beobachten lässt. Für Hannah Arendt bedeutet Lügen zu können und zu dürfen auch Freiheit. Trotzdem sind wir nicht komplett euphorisch, wenn wir angelogen werden. Im Gegenteil. Wir fühlen uns verletzt, betrogen, über den Tisch gezogen. Das Spannende ist: Auch über die Wahrheit sind wir nicht immer uneingeschränkt glücklich. Komplizierte Sache das Ganze. Und dann ist da ja auch noch die Frage, ob Wahrheit und Lüge wirklich Antagonistinnen sind. Oder ob wir da nicht mit anderen Begrifflichkeiten operieren müssen. Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit zum Beispiel. Und wie verhält es sich eigentlich mit der Realität in diesem Spannungsfeld? Können Lügen Teil einer – zumindest individuellen oder gruppenbezogenen – Realität sein?