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Kategorie: Philosophie

Episode 76: Perfektionisms* I

Sowohl Rita als auch Nora können wohl nicht ganz verleugnen, dass sie durchaus perfektionistische Züge in sich tragen. Und das ist auch erstmal gar nicht schlimm. Denn die Psychologie, die den Perfektionismus übrigens erst in den 90er Jahren wirklich für sich entdeckt hat, unterscheidet zum Beispiel in sinnvollen Perfektionismus und dysfunktionalen Perfektionismus.

Aber: Das Streben nach einer wie auch immer gearteten Perfektion trägt durchaus problematische Züge. Zum Beispiel, wenn es um politischen Perfektionismus geht. Wer definiert was und warum als perfekt? Und was sind die Folgen, wenn Perfektion auf politischer Ebene definiert wird? Darum geht es in dieser Folge. Leider sind dafür Nietzsche und Kant etwas unter den Tisch gefallen. Damit bleibt diese Folge eine unvollendete. Aber – und das ist die gute Nachricht – wir holen das nach. In einer zweiten Folge. Darin wird es dann vornehmlich um den moralischen Perfektionismus gehen.

Quelle: Philosophisches Wörterbuch

Ritas Literaturliste:

  • Conant, James: Friedrich Nietzsche. Perfektionismus & Perspektivismus. Konstanz: Konstanz University Press. 2018.
  • Geismann Georg / Oberer, Hariolf (Hrsg.): Kant und das Recht der Lüge. Würzburg: Königshausen & Neumann. 1986.
  • Kast, Christina: Friedrich Nietzsches Ja zum Leben. Würzburg: Königshausen & Neumann. 2019.
  • Krüger, Oliver: Erziehung im Sozialstaat – Kinderethik zwischen staatlicher Neutralität und politischem Perfektionismus. In: Drerup, Johannes/ Schickhardt, Christoph (Hrsg.): Kinderethik: aktuelle Perspektiven – klassische Problemvorgaben. Münster: mentis. 2017.
  • Popper, Karl: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Der Zauber Platons. Band 1. (Hierin: 9. Kap. „Ästhetizismus, Perfektionismus, Utopismus“) Bern: Francke Verlag. 1957.
  • Stoeber, Joachim (Ed.): The Psychology of Perfectionism. Theory, Research, Applications. London: Routledge. 2017.
  • Zerm, Stephanie: Moral als Selbsterschaffung. Eine Untersuchung zum moralischen Perfektionismus in der Philosophie Friedrich Nietzsches. Hannover. 2005. Dissertation, online verfügbar unter https://d-nb.info/975162705/34
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Episode 74: Wundern und wahrnehmen

In einer Welt der Wissenschaft lässt sich im Prinzip alles erklären. Naja fast alles. Manches wird allerdings auch immer rätselhafter, je mehr wir darüber wissen. Und manchen Dingen bleibt ein Zauber, obwohl wir ganz viel darüber wissen. Es gibt Menschen, die uns im Wahrsten Sinne des Wortes verzaubern. Das kann toll sein. Das kann aber auch schwierig werden. Da nämlich, wo es in Sakralisierung umschlägt – also in etwas Mystisches oder Heiliges. Das erleben wir auch bei Dingen. Rund um ein neues iPhone wird regelrecht eine Messe zelebriert. Nicht jede und jeder darf es sofort haben. Es thront erhoben auf einem Sockel. Menschen campen tagelang vor Apple-Stores, um die ersten zu sein, die das neue Heiligtum – Verzeihung – Smartphone in den Händen halten zu dürfen … und das wäre noch unser kleinstes Problem mit der Sakralisierung. Denn da, wo wir uns immer noch wundern, wo uns die Erklärungen auch bis heute noch fehlen, ist der Übergang zwischen These, Theorie und Verschwörungstheorie mitunter fließend. Und dann ist da noch die Frage, was das Ganze mit Macht zu tun hat. Und ob wir die Welt wirklich nur denkend erschließen – oder eben doch auch wahrnemend und wundernd.

Schläft ein Lied in allen Dingen, 
die da träumen fort und fort

und die Welt hebt an zu singen
triffst du nur das Zauberwort

Joseph von Eichendorff

Ritas Literaturliste:

  • Benjamin, Walter (2010): Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. 6. Aufl. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
  • Joas, Hans (2017): Die Macht des Heiligen. Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung. Berlin: Suhrkamp.
  • Klatt, Jöran (2016): Rückverzauberte Rationalitäten. Die Sehnsucht nach dem Wärmestrom. In: INDES, Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Heft 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Lehmann, Hartmut (2009): Die Entzauberung der Welt. Studien zu Themen von Max Weber. Göttingen: Wallstein.
  • Meyer-Drawe, Käte (2018): Im Gespräch mit Vanessa Albus. In: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik, Heft 3. Hannover: Siebert Verlag.
  • Weber, Max (1996): Wissenschaft als Beruf. 10. Aufl. Berlin: Duncker und Humblot.

Noras Linktipps:

  • Zum Thema Sakralisierung und Macht hier noch ein Twitter-Link
    (Das Video ist spannend):
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Episode 70: Die Goldene Regel

Um die Dinge zu ordnen brauchen wir Regeln. Regeln sollten relativ stabil sein, damit sie auch verlässlich sind. Und sie sollen reziprok sein. Also, wenn ich mich dran halte, dann hältst du dich auch dran. Was passiert, wenn das nicht so ist, zeigt sich zum Beispiel bei Spielregeln. Geschummelt wird nicht! Oder zumindest sollte man sich dabei nicht erwischen lassen. Und da sind wir schon bei einer sehr menschlichen Regung. Wenn es uns zupass kommt und uns das Risiko nicht allzu groß erscheint … nunja, die ein oder andere Regel kann dann auch schon mal, sagen wir, großzügig ausgelegt werden. Oder sie fällt halt – schwupps – gleich unter den Tisch. Aber es gibt die eine goldene Regel, die so oder ähnlich in fast allen Kulturen gefunden werden kann. Auf die wir bauen, wenn es um gutes Zusammenleben geht. Welche das ist und, warum auch an dieser Regel nicht alles gold ist, was glänzt, das erfahrt ihr in dieser Ausgabe.

Ritas Literaturliste:

  • Bröckling, Ulrich: Gute Hirten führen sanft: Über Menschenregierungskünste. Berlin 2017.
  • Erikson, Erik H.: Die Goldene Regel im Licht neuerer Einsicht. In: Einsicht und Verantwortung. Die Rolle des Ethischen in der Psychoanalyse. Frankfurt/Main 2003.
  • Hoche, Hans Ulrich: Die Goldene Regel. Neue Aspekte eines alten Moralprinzips. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. 32/1978, S. 355–375.
  • Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Akademie-Ausgabe. Kant Werke, Band IV. Berlin, New York 1968.
  • Lutz, Adolf: Die goldene Regel. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. 18/1964, S. 471.
  • Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde. 2. Auflage. Stuttgart 1983.
  • Platon: Nomoi. Sämtliche Werke, Band 4. 22. Auflage. Reinbek bei Hamburg 2006.
  • Rohls, Jan: Geschichte der Ethik. 2. Auflage. Tübingen 1999
  • Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark: Ein Antwortschreiben zu Heideggers Brief über den Humanismus. Berlin 1999.
  • Wattles, Jeffrey: The Golden Rule. New York 1996.

Podcast-Tipps:

  • Rita war zu Gast im LeseSport Podcast und hat dort über Regeln im Kampfsport gesprochen
  • Bei 180 Grad – Geschichten gegen den Hass von Bastian Berbner geht es in der Folge „Wenn böse Menschen lächeln“ um Erwartungshaltungen, die wir haben – und warum die falsch sein können
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Episode 68: Eros Philia & Agape

Vor diesem Gespräch hatten Rita und Nora einen riesen Respekt. Kann man über Liebe sprechen ohne allzu emotional zu werden? Ja, das geht. Und zwar in einer Vielfalt, wie wir das selbst nicht erwartet hätten. Wir sprechen über die drei Säulen der Liebe – Eros, Philia und Agape – und kreieren die Anleitung für ein individuelles Liebesrezept. Es geht um die Liebe zwischen Paaren und Freund:innen, und warum Liebe auch politisch ist. Wir denken darüber nach, ob sich Liebe und Vernunft ausschließen, und was dieses Gefühl mit Freiheit zu tun hat. Und am Ende schicken wir noch die Demokratie in Therapie. Denn irgendwie erinnern uns die ganzen Diskussionen an die Krise in einer Langzeitbeziehung.

„Zu Unrecht hat man der Liebe die Vernunft entzogen,
und ohne guten Grund hat man sie einander gegenübergestellt,
denn Liebe und Vernunft sind ein und dasselbe.
Eine Unrast drängt sich nach der Richtung,ohne alles recht zu prüfen,
aber immer ist es eine Vernunft,
und man darf und kann nicht wünschen,daß es anders sei,
denn sonst wären wir recht klägliche Maschinen.
Trennen wir also die Vernunft nicht von der Liebe,
denn sie ist von ihr unlösbar.
Die Dichter haben nicht recht gehabt,
uns die Liebe als blind darzustellen;
man muß ihr die Binde abnehmen
und ihr von nun an die Freude über die Augen wiedergeben.“

Blaise Pascal, Abhandlung über die Leidenschaften der Liebe. Köln 1949, S. 21

Ritas Literaturliste

  • Johannes Bilstein / Reinhard Uhle [Hrsg]: Liebe: Zur Anthropologie einer Grundbedingung pädagogischen Handelns (Pädagogik: Perspektiven und Theorien, Band 7). Athena Verlag 2007.
  • Judith Butler: Kritik der ethischen Gewalt. Frankfurt/Main 2003.
  • Carolin Emcke: Wie wir begehren. Frankfurt/Main 2012.
  • Erich Fromm: Die Kunst des Liebens. München 2003.
  • Maggie Nelson: Die Argonauten. Berlin 2017.
  • Martha C. Nussbaum: Konstruktion der Liebe, des Begehrens und der Fürsorge. Stuttgart 2002.
  • Christiane Rösinger: Liebe wird oft überbewertet. Frankfurt/Main 2012.
  • Sabine Seichter: Pädagogische Liebe – Erfindung, Blütezeit, Verschwinden eines pädagogischen Deutungsmusters. Paderborn 2007.
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Episode 67: Das Leiden der anderen

Mitleid, das ist eine ganz schwierige Kiste. Denn irgendwie möchte niemand wirklich bemitleidet werden. Und trotzdem brauchen wir Mitleid als Gefühl, um uns für andere einzusetzen. Und egal ob anerzogen oder angeboren: Die Fähigkeit, das Leid anderer wahrzunehmen und mitzuempfinden ist in dieser Welt. Was also tun damit? Wo gibt es Missverständnisse, wie prägt Mitleidsfähigkeit eine Gesellschaft und warum ist es eigentlich so schwer, unserem Mitleid Ausdruck zu verleihen, ohne jemandem dabei zu nahe zu treten? Darüber sprechen wir in dieser Episode mit Prof. Dr. Thomas Abel von der Deutschen Sporthochschule in Köln, der sich vor allem dem Para-Sport widmet.

Der Wunsch, dass wir uns zum Thema „Mitleid/Mitgefühl“ austauschen, kam übrigens von einem Hörer, der einen Rollstuhl benutzt. Wir haben erst überlegt, deshalb mit einer Person zu sprechen, die häufig dem Mitleid anderer ausgesetzt ist. Auf der anderen Seite sind alle Menschen mitleidsfähig. Und deshalb haben wir einen Kompromiss gewählt. Denn für jeden von uns gibt es Phasen im Leben, in denen wir das Mitleid anderer erfahren. Zum Beispiel im Fall einer persönlichen Krise, wenn nahestehende Menschen sterben oder einfach, wenn wir krank sind und Hilfe benötigen. Was uns deshalb beschäftigt hat ist, was echtes Mitleid ist. Und ob es eine Verrohung der Gesellschaft gibt, wenn wir eben nicht mehr mitfühlen. Und wie Begegungsräume dazu führen können, dass wir gute Formen des Umgangs mit Mitleid finden. In Bezug auf andere, aber auch in Bezug auf uns selber.

Ritas Literaturliste:

  • Anders, Günther: Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution. München 2010.
  • Hamburger, Käte: Das Mitleid. Berlin 1985. Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Frankfurt/Main 1979.
  • Marx, Werner: Ethos und Lebenswelt. Mitleidenkönnen als Maß. Hamburg 1983.
  • Neuhäuser, Gabriele: Schopenhauers Menschenbild: Zur Aktualität einer pessimistischen Anthropologie. In: Schopenhauer-Jahrbuch Nr. 98. Würzburg 2018.
  • Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschliches. KSA, Band 2. München 1999.
  • Rousseau, Jean-Jacques: Emile oder Über die Erziehung. Stuttgart 1998.
  • Schopenhauer, Arthur: Die Welt als Wille und Vorstellung. Gesamtausgabe. München 1998.
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Episode 66: Von Rausch und Ratio

Rausch – klang wie ein super Thema. Aber interessanterweise ist der Rausch sehr schwer in Worte zu fassen. Der Zustand entzieht sich unserer Ratio. Sobald wir verbalisieren können, was Rausch ist, haben wir den Zustand auch schon wieder verlassen. Zudem ist Rausch eine ziemlich individuelle Geschichte. Denn je nach Substanz reagieren wir sehr unterschiedlich – und manchmal auch je nach Tagesform. Rita und ich haben trotzdem versucht herauszufinden, was Rausch eigentlich ist und warum wir Menschen ihn suchen. Und es sind nicht immer nur Drogen im Spiel. Der eigene Körper kann mitunter so viele Botenstoffe ausschütten, dass wir in Rauschzustände geraten – und süchtig werden können. Nach Anerkennung zum Beispiel, nach Schönheit oder auch nach Macht. Auch Blutrausch ist ein Phänomen, das durch körpereigene Stoffe ausgelöst wird – so grausam das ist.

Und dann stellt sich auch noch die Frage, ob Rausch eigentlich das Gegenteil von Ratio ist. Ist Rausch die pure Unvernunft?

Ritas Literaturliste:

  • Bollnow, Otto Friedrich: Das Wesen der Stimmungen. Studienausgabe. Band 1. Würzburg 2009. (Hierin: Kap. V: Rausch und Seligkeit)
  • Elias, Norbert: Über den Prozess der Zivilisation. Frankfurt/Main 1976.
  • Feustel, Robert: Grenzgänge. Kulturen des Rauschs seit der Renaissance. München 2013.
  • Fink, Eugen: Nietzsches Philosophie. Stuttgart 1960. (Hierin: Die Philosophie des Vormittags, S. 51 ff.)
  • Foucault, Michel: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt/Main 1973.
  • Heller, Joseph: Catch 22. Fischer Taschenbuch. 1994 (Erstveröffentlichung 1961).
  • Indes, Zeitschrift für Politik und Gesellschaft. Hrsg. von Franz Walter. Heft 3/2013.
  • Losmann, Carmen: Work hard, play hard. 2011.
  • Nietzsche, Friedrich: Morgenröte. Kritische Studienausgabe, hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Berlin, New York 1999. (hierin: Gedanken über die moralischen Vorurteile, Abschnitt 50: Der Glaube an den Rausch)
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Episode 65: Zerstreute Zeiten

…und die trainierte Enge des Bewusstseins

Die einen versuchen, ihr Bewusstsein zu erweitern. Wir versuchen in dieser Episode, unser Bewusstsein zu verengen: Es geht um Konzentration. Also das fokussieren unseres Bewusstseins auf einen wie auch immer gearteten Mittelpunkt. Gar nicht so leicht in Zeiten, in denen ständig irgendetwas nach unserer Aufmerksamkeit verlangt. Denn Konzentration hat zwei Seiten: Zum einen geht sie vom Subjekt aus, also von uns selber, indem wir unser Bewusstsein bewusst auf etwas konzentrieren und dafür andere Sachen unbeachtet lassen. Das gelingt uns besonderst gut, wenn vom Objekt auf das wir unsere Konzentration richten wollen, eine gewisse Faszination ausgeht, erklärt Rita. Nur stehen heute eben extrem viele faszinierende Objekte in Konkurrenz zueinander. Und dann ist sie wieder dahin, unsere Konzentration. Dabei hat Konzentration durchaus ihre guten Seiten: Denn es macht uns mitunter glücklich, uns einfach mal nur intensiv einer einzigen Sache widmen zu können und zu dürfen. Wenn’s nur nicht so schwer wäre, einen Anfang zu finden …

Ritas Literaturliste:

  • Fuchs, Birgitta: Maria Montessori. Ein pädagogisches Porträt. Weinheim 2002.
  • Harth-Peter, Waltraud (Hrsg.): „Kinder sind anders“ – Maria Montessoris Bild vom Kinde auf dem Prüfstand. Würzburg 1996.
  • Montessori, Maria: Die Entdeckung des Kindes. Freiburg im Breisgau 1969.
  • Nietzsche, Friedrich: Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten. Abrufbar unter www.nietzschesource.org
  • Schmidt-Millard, Torsten: Nietzsches Basler Vorträge Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten. Köln 1992.
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Episode 64: Teilgeben, teilnehmen, teilsein

Wir werfen uns die Themen ja gerne einfach mal so zu. Diesmal war Rita dran. Sie hatte das Thema „Teilhabe“ dabei. Und während in ihrer Welt das Thema „Teilhabe“ vor allem im Zusammenhang mit Inklusion besprochen wird und Bildung natürlich, wird in meiner Welt vor allem über politische Teilhabe diskutiert. Wir nähern uns der Teilhabe also von verschiedenen Seiten. Aber natürlich gibt es strukturelle Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel die Sache mit dem Teilnehmen und Teilgeben – das hat allein schon im Wortsinn eine Hierarchie. Jemanden, der oder die gibt und jemanden, der oder die nimmt. Und dann ist da noch die Frage, ob Bildung wirklich alle Menschen dazu befähigt, von allem in der Gesellschaft ein Teil sein zu können. Und ob wir das am Ende überhaupt müssen oder ob wir auch sagen können: Nein, davon möchte ich eben nicht Teil sein. Ohne sich dabei direkt komplett aus der Gesellschaft zu katapulieren.

Ritas Literaturliste:

  • Hübner, K. / Kelb, V. / Schönfeld, F. / Ullrich, F.: Teilhabe. Versprechen?!, Kopäd Verlag. 2017
  • Lohrenscheidt, Claudia: Das Menschenrecht auf Bildung. bpb.de, abgerufen am 05.07.2019
  • Miethe, Ingrid, Tervooren, Anja, Ricken, Norbert (Hrsg.): Bildung und Teilhabe Zwischen Inklusionsforderung und Exklusionsdrohung. Springer Fachmedien Wiesbaden. 2017
  • Zirfas, Jörg: Kulturelle Bildung und Partizipation: Semantische Unschärfen. kubi-online.de. 2015. Abgerufen am 05.07.2019
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Episode 63: Aufgemerkt und hingestört

Noch nie konnten sich so viele Menschen gleichzeitig öffentlich äußern, wie jetzt zu Zeiten der sozialen Netzwerke. Aber wer gehört werden will, muss sich Aufmerksamkeit verschaffen. Und so entbrennt ein Kampf um gegenseitige Aufmerksamkeit. Aber woher kommt unser Hunger nach Aufmerksamkeit? Und wie schaffen wir es, dass andere aufmerken? Denn, so Ritas richtiger Einwand, damit andere aufmerken, müssen wir in gewisser Weise stören. Und wenn wir dann Aufmerksamkeit bekommen, ist das echte Resonanz oder nur ein Echo? Was bedeutet echte Zuwendung im Digitalen? Und dann ist ja auch noch die Sache mit der Wertschätzung. Ein komplexes Themenfeld, wie ihr seht, und deshalb haben wir uns für diese Episode kompetente Hilfe geholt: Uli Sckaer ist zu Gast. Sie ist psychologische Psychotherapeutin und arbeitet in Köln. Eine ihrer Diagnosen: Podcasten ist nicht pathologisch! Puh!

Ulis Literaturliste:

  • Bauer, Joachim: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hoffmann und Campe Verlag. Hamburg. 2006
  • Bauer, Joachim: Lob der Schule. Hoffmann und Campe Verlag. Hamburg. 2007
  • Schütz, Astrid: Je selbstsicherer, desto besser? Licht und Schatten positiver Selbstbewertung. Beltz Verlag. Weinheim, Basel. 2005
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Episode 62: Lecker essen und denken

„Dass wir jetzt Philosophinnen kennen, liegt daran, dass wir im 21. Jahrhundert leben und jetzt auch wieder das Interesse an weiblichen Denkerinnen größer geworden ist“, sagt Rita. Und das ist auch super. Suchen muss man sie trotzdem. Denn sie werden weit seltener zitiert. Und deshalb hat Nora an Rita den Wunsch geäußert, mal auf die Suche nach Philosophinnen zu gehen. Und damit es irgendeinen Anhaltspunkt gibt, gab es etwas flapsig die Anregung: „Such doch mal eine Frau für Nietzsche“.

Und da Rita im Prinzip jede Herausforderung annimmt, hatte sie auch schnell eine Lösung: Simone de Beauvoire. Aber das war Rita dann auch wieder zu naheliegend. Und außerdem sollten die Gedanken der Philosophin, die sie aufspürt, näher an den Dingen sein, die uns aktuell beschäftigen. Und da landet Rita ausgerechnet im Mittelalter. Bei Hildegard von Bingen. Den meisten ist sie als Heilerin und Erfinderin des legendären Hildegard von Bingen Müsli bekannt. Aber: Da steckt weit mehr dahinter als eine Frau, die sich besonders gut mit Ernährung auskannte. Im Prinzip war Hildegard von Bingen nicht nur eine Universalgelehrte, sondern bereits im 11. Jahrhundert irgendwie auch Feminstin – eine streng gläubige, katholische Feminstin. Aber im Zeitkontext gedacht ist das einigermaßen erstaunlich, erklärt Rita. Und ja, was für eine Lebensgeschichte. Aber auch was für eine wahnsinnige Fantasie in Bezug auf ihre Visionen. Und da das irgenwie ansteckend war, hat diese Folge so viele Namen, dass wir uns am Ende entschieden haben, alles in eins zu rühren. Nur die Tierärsche haben wir rausgelassen. Das wär dann auch wirklich zu viel des Guten gewesen. Wie das alles zusammenhängt, müsst ihr euch einfach anhören.

P.S. Weil wir in der Folge kurz das Thema „Stutenbissigkeit“ anreißen, sei an der Stelle diese Folge hier nochmal empfohlen:
Episode 8 – Ein Eimer voller Krabben

Ritas Literaturliste:

  • Dempf, Alois: Hildegard von Bingen zur Einführung. In: Der Weg der Welt. Visionen der Hildegard von Bingen. Übersetzt von Maria-Louise Lascar. Norderstedt 2019.
  • Gleichauf, Ingeborg: Ich will verstehen. Geschichte der Philosophinnen. München 2007.
  • Ménage, Gilles: Geschichte der Philosophinnen. Latein/Deutsch. Hamburg 2019.
  • Von Bingen, Hildegard: Wisse die Wege: Scivias. Eibingen 2012.
  • Dies.: Heilsame Schöpfung – Die natürliche Wirkkraft der Natur: Physica. Eibingen 2012.
  • Wendel, Saskia: Christliche Mystik. Eine Einführung. Regensburg 2004.
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