Wenn wir in religiösen Bezügen aufgewachsen sind, dann ist es schwer daraus auszusteigen. Selbst dann, wenn wir selbst nicht religiös sind, Religion nicht leben wollten oder konnten. Denn Religion gehört zu unserem Alltag – und sei es nur in Form von religiösen Gebäuden in unserer Umgebung. Was also macht Religion mit uns? Was ist fromm und was nur frömmelnd? Und wie lagert sich Spiritualität da ein?
Eins gleich vorweg: Wir sprechen hier vornehmlich über das Katholischsein, weil Rita und Nora beide katholisch sind. Und wir sprechen über Noras bevorstehenden Kirchenaustritt. Der Gedanke aber ist: Was bleibt, wenn wir den formalen Akt des Austritts begehen? Aus was treten wir da aus und aus was eben nicht? Wozu dient Religion den Menschen? Warum gibt es dieses universelle Streben nach Religion und Zugehörigkeit? Das sind die Fragen, die uns in dieser Folge beschäftigen.
Florin, Christiane: Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben. München: Kösel. 2020.
Wer mag findest diese Songs in unserer Spotify-Playlist zur Folge: „Artistenmetaphysik„
„Wie privilegiert kann man sein?“ – Dieser Satz hat jemanden in einem sozialen Jobnetzwerk zu einem Post veranlasst. Ein Post, in dem durchaus Wut über diesen Satz herauszulesen war. Aber warum fühlen wir uns eigentlich angegriffen, wenn wir auf unsere Privilegien angesprochen werden? Woher kommen diese Abwehr- und Verteidigungsmechanismen? Wir wollen in dieser Folge das Privileg beleuchten und warum es so schwer ist, aus dem Privilegien-Quartett auszusteigen.
Aber wenn wir nicht aussteigen können aus unseren Privilegien. Wenn sie sogar mehr werden, je mehr wir darüber reflektieren, je mehr Bewusstsein wir über sie erlangen – was machen wir denn dann damit? Das ist eine gar nicht mal so leichte Frage. Denn sie geht auch mit Schuld (Adorno) und Verantwortung einher.
Wir leben in rasenden Zeiten. Und viele von uns spüren: Es wäre an der Zeit, mal langsam zu machen. Aber schnell. Klingt paradox – ist es an vielen Stellen auch. Denn es geht nicht nur um die Entschleunigung als solche, sondern auch um die Beschleunigung von Prozessen und vor allem Strukturen, die uns das Entschleunigen überhaupt ermöglichen. Ihr merkt schon. Es ist kompliziert, aber auch ganz schön unterhaltsam, sich damit zu beschäftigen, wo wir welches Tempo brauchen, damit möglichst viele Menschen ein gutes Leben haben können.
Zum Jahreswechsel 2023 hatte Nora plötzlich ganz viele „Dieses Jahr sage ich nein“-Posts in ihrem LinkedIn Feed. Und wie soll es anders sein, regte sich Widerspruch. Wenn wir zu etwas Nein sagen, dann müssen wir auch Ja sagen zu etwas. Aber wozu? Welcher Entwurf steht dahinter? Und was, wenn ein individuelles Nein an einem überfordernden System gar nichts ändert, sondern nur Verantwortung verlagert. Ein Gespräch über das Ja und das Nein und das Unseretwegen.
So viel Sekunden hat mein Tag nicht, wie ich bräuchte, um mein Nein zu sagen, meine Neine.
Peter Licht in Räume räumen
Mit Ritualen und Zeremonien würdigen wir häufig Übergänge. Bestimmte Punkte im Leben, für die wir innehalten wollen und die deshalb auch einen großen Raum einnehmen dürfen. Wie zum Beispiel, Geburten, Hochzeiten oder auch der Übergang vom Leben zum Tod. Dabei spielten lange Religionen und ihre Institutionen eine entscheidende Rolle. Für viele Menschen tritt das aber aus unterschiedlichen Gründen in den Hintergrund. Trotzdem bleibt der Wunsch, lebensverändernde Ereignisse entsprechend zu würdigen.
Und wir haben in einer Zeit des Übergangs – nämlich dem vom Jahr 2022 zum Jahr 2023 – mit einem Gast genau darüber gesprochen. Jonas Ben Chabaane gestaltet als freier Redner Willkommensfeiern, Hochzeiten und Trauerfeiern. Der Tontechniker und Musiker hat darin seine Berufung gefunden. Was ihn dabei antreibt: Menschen zu verbinden – in der Freude, aber auch in der Trauer.
Dieser Podcast ist eine Herausforderung. Weil wir uns mit Gedanken konfrontieren, die extrem sind. Grenzüberschreitend. Es geht um extreme Haltungen und radikales Denken. Und es geht um die Frage nach der Legitimation von bestimmten Formen der Gewalt. Und wie, warum und wo wir Grenzen ziehen wollen oder müssen. Denn so eindeutig, wie uns die Antwort häufig scheint, ist sie gar nicht.
Dezember 2022. Der Diskurs über Radikalität ist vor allem dadurch geprägt, dass wir alle Erscheinungen in einen Topf werfen und pauschal verurteilen. Und zwar ohne, dass wir uns die Kontexte und Hintergründe anschauen, vor denen sie auftauchen. Da werden die Klimaaktivisten von „Letzte Generation“ mal schnell ins Hufeisen gepackt und auf eine Stufe gestellt mit dem gerade ausgehobenen „Reichsbürger“-Netzwerk, dessen Mitglieder wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat, sprich demokratiefeindlichem Terror, vorläufig festgenommen wurden. Und auch bei den Protesten in Iran gibt es immer wieder Versuche, die Protest- und Revolutionsbewegung als radikal und gewalttätig darzustellen, während die eigentliche Gewalt von einem totalitären Regime ausgeht, das seine Bürgerinnen und Bürger willkürlich inhaftiert, foltert und ermordet.
Was also ist vor diesen Hintergründen Radikalität? Wie grenzen wir sie ab von Fanatismus, Totalitarismus und Extremismus? Wie weit darf – philosophisch gesehen – radikales Denken gehen? Und warum müssen wir uns dabei die Frage stellen, wie welche Formen von Gewalt in diesem Umfeld legitimiert werden?
Ritas These: „Wenn man Radikalität philosophisch ernst nimmt, wird man dabei rauskommen, denkerisch moderat zu sein. Moderat und radikal sind dann nicht mehr das Gegensatzpaar, das man vermutet.“
Glaubte man Peter Weibel und Boris Groys, so waren die Anschläge auf das World Trade Center eine künstlerische Performance. Zum einen deshalb, weil sie als ein mediales Spektakel, nämlich als weltweit unübersehbare Inszenierung der Verletzlichkeit der Großmacht USA konzipiert waren. Zum anderen darum, weil hierbei die Grenzen von Kunst und Realität entschieden mißachtet wurden. Riskiert wurde hier angeblich ein Ausbruch der Kunst aus der Spähre der Kunst. Nach Weibel nämlich macht es die ganze Obsession eines modernen Künstlers aus, mit künstlerischen Mitteln einen Ausbruch aus dem Kunstsystem zu bewirken, hinein in die Welt, um dort, wie Peter Sloterdijk, ein anderes Mitglied des ästhetischen Kollegs, es formulierte, „das große Ding zu machen“. So wurde der Terrorist zu dem Modellfall eines Künstlers, der mit der Selbstaufhebung der Kunst wirklich Ernst gemacht hat. Bei Groys gipfelte diese Diagnose in dem Satz: „Der Terrorist ist ein moderner Künstler unter der Bedingung, dass das moderne Kunstsystem fehlt.“ Unausgesprochen allerdings blieb das logische Komplement dieses Satzes: Der moderne Künstler ist ein Terrorist unter der Bedingung, daß die Logistik eines entsprechenden Netzwerks fehlt. Man sieht hier exemplarisch, wie sehr die Fixierung auf eine starre Norm der Radikalität sowohl im Bereich der Kunst wie in dem der Politik in schiere Blindheit und schieren Blödsinn münden kann.“
Aus Seel, Martin: Das Radikale und das Moderate
P.S. Wir sind inzwischen auf Mastodon zu finden. Hier geht’s lang ⬇️
„Was denkst du denn?“ auf Mastodon folgenKönnen wir mit Random Acts of Kindness, also den zufälligen Akten von Mitmenschlichkeit, die Welt retten? Denn nicht weniger wollen wir in diesen anstrengenden Zeiten versuchen. Die Welt um uns rum ein kleines bisschen besser machen, indem wir ihr aufmerksam begegnen für die Not anderer. Klingt pathetisch? Ist es auch. Aber Rita hat gesagt, im Herbst ist das erlaubt.
Aber mal im Ernst: Gerade jetzt begegnen uns überall Meldungen von Menschen, die in Not sind oder drohen, in Not zu geraten. Zum Beispiel durch steigende Energie- und Lebensmittelkosten. Einige Menschen begegnen diesen Nöten mit einem Random act of kindness, also einer spontanen und zufälligen Hilfeleistung. Aber es gibt daran natürlich auch Kritik. Denn eigentlich haben wir in einer demokratischen und sozialen Gesellschaft doch Institutionen dafür gegründet, damit Menschen nicht mehr auf zufällige Hilfeleistung angewiesen sind, sondern sich auf eine zumindest in der Basis gesicherte und menschenwürdige Grundexistenz verlassen können. Klappt halt nur nicht immer. Und jetzt?
Nicht alle erinnern sich gerne an ihre Kindheit, aber fast alle hatten Orte, die sich fest in unsere Erinnerung gebrannt haben. Etwas, das wir riechen, fühlen oder schmecken und uns instant zurückversetzt in Kindertage. Es ist, wie eine Tür aufzustoßen in einen anderen Raum. Eine andere Dimension. Etwas, wo wir mal waren. Und so viel ist sicher: Wir alle waren Kinder. Und manche von uns sind es auf die eine oder andere Weise immer noch.
Was ist eigentlich Anerkennung und was macht sie mit uns und anderen? Und ja, Macht ist hier durchaus auch als Substantiv enthalten. Denn das Vorenthalten von Anerkennung ist ein Herrschaftsinstrument. Das zu wissen und entsprechend zu berücksichtigen, kann in Konfliktsituationen hilfreich sein. Aber auch uns selbst gegenüber brauchen wir Anerkennung als Werkzeug.
Für viele Menschen ist Anerkennung positiv konnotiert. Das hat etwas Lobendes und Wertschätzendes. Aber ist das nicht eigentlich schon einen Schritt zu weit gedacht? Ist Anerkennung nicht erstmal der Moment, in dem wir eine Tatsache als solche zur gemeinsamen Basis eines Diskurses erklären? Das müssen wir noch nicht mal gut finden. Das kann sogar sehr schmerzhaft sein. Eine Art: Ja, ich erkenne an, dass das für dich eine Realität ist. Oder auch: Ja, ich erkenne an, dass das für uns eine Realität ist. Im Hier und Jetzt. In unserem Miteinander. Aber auch in und mit uns selber. Zum Beispiel, wenn sich unser Körper verändert – wodurch auch immer. Eine Form der Akzeptanz. Aber immer auch: ein Prozess. Auf den wir euch in diesem Gespräch mitnehmen wollen.
Können wir das Leben üben? Eine vermeintlich simple Frage, auf die sicher viele eine spontane Antwort haben. Und über die man trotzdem unglaublich lange sprechen kann. Denn natürlich hängt die Antwort auch davon ab, was wir denn eigentlich unter Leben verstehen. Welche Ziele wir haben. Und woran wir zum Beispiel ein gelingendes Leben festmachen. Wobei: Wann gelingt denn Leben eigentlich? Ihr merkt schon, das wird wieder eine wilde Gedankenreise in der „Was denkst du denn“-Denkschule.