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Kategorie: Podcast

Episode 121: Zwei She-Rex mit Lupe

Es gibt diese Momente im Leben, da stehen wir fassungslos vor’m Weltgeschehen und denken: Werden wir Menschen es denn nie lernen? Warum müssen wir die selben Fehler immer und immer wieder machen? Aber bevor wir vollends in Verzweiflung stürzen, schauen wir uns lieber das Phänomen der Wiederholung mal genauer an.

Denn Wiederholung in Form von Routinen und Tradition ist nicht per se gut oder schlecht. So kann Wiederholung uns das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit geben. Routinen schaffen eine stabile Basis für Entwicklungen und helfen uns, bei Entscheidungen nicht immer wieder bei Null anfangen zu müssen. Auf der anderen Seite kann Wiederholung auch extrem nerven und einengen. Die alles entscheidende Frage dazu stellt – guess who – richtig: Nietzsche.

Ritas Literaturliste:

  • Becker-Lindenthal, Hjördis: Die Wiederholung der Philosophie. Kierkegaards Kulturkritik und ihre Folgen. Berlin 2015.
  • Dörpinghaus, Andreas/ Uphoff, Ina-Katharina: Die Abschaffung der Zeit. Darmstadt 2012.
  • Han, Byung-Chul: Duft der Zeit. Bielefeld 2009.
  • King, Vera/ Gerisch, Benigna (Hrsg.): Zeitgewinn und Selbstverlust. Folgen und Grenzen der Beschleunigung. Frankfurt/Main 2009.
  • Peter, Christoph: Zum Phänomen der Pause und der Wiederholung in der Musik. Stuttgart 1986.
  • Schmidt-Lauff, Sabine: Zeit und Bildung. Annäherungen an eine zeittheoretische Grundlegung. Münster, New York, München, Berlin 2021.
  • 4’33“ by John Cage performed by Kyle Shaw (Youtube-Link)

Episode 120: Sprache Macht Kontext

Während dieser Pandemie kristallisiert sich so deutlich wie selten heraus, wie wichtig die Kontexte sind, in denen wir sprechen. Wie schnell Sprache und Denken auf Nebengleise geraten. Und wie sich Machtverhältnisse verteilen, aber eben auch verändern. Das alles löst etwas aus. Es geht um die Suche nach Bedeutung, nach Anerkennung und Publikum. Es geht um Macht und Machtverlust. Und das alles wird im Rahmen der Kontexte verhandelt, die das Gesagte in die eine oder andere Richtung lenken.

Wir alle kennen die Situation zu gut: Wir können durchaus valide Punkte finden an dem, was unser Gegenüber sagt. Aber mit den Schlüssen, die daraus gezogen werden, fremdeln wir. Plötzlich sehen wir uns einer Person gegenüber, die in einer Parallelwelt zu leben scheint. Wie kommt das? In dieser Folge geht es um Text und Kontext. Darüber wer spricht und wer wo Gehör findet. Und was das mit dem Wunsch nach Macht und Anerkennung zu tun hat.

Ritas Literaturliste:

  • Ärzte, Die: Kraft. In: Dunkel. Berlin 2021.
  • Fink, Eugen: Erziehungswissenschaft und Lebenslehre. Freiburg 1970. (Hierin v.a.: Kapitel „Gemeinschaft der Beratung“, S. 183ff.)
  • Fischer-Geboers, Miriam: Zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit. Die Sprache des Menschen. In: Dies./ Wirz, Benno (Hrsg.): Leben verstehen. Zur Verstricktheit zweier philosophischer Grundbegriffe. Weilerswist 2015, S. 207-225.
  • Hradil, Stefan: Anmerkungen zum Armutsdiskurs. In: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.): Der Bürger im Staat. 4/2012, S. 208-214.
  • Klemperer, Victor: LTI: Notizbuch eines Philologen. Stuttgart 2010.
  • Malthus, Thomas Robert: Das Bevölkerungsgesetz. Berlin 2022. (Im Erscheinen)

Noras Literaturliste:

  • Heimann, Ralf: Unerhört – Das Altpapier am 1. Oktober 2021.MDR. Online abrufbar unter https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-2336.html (Zuletzt abgerufen am 7.10.2021)
  • Lamberty, Pia / Nocun, Katharina: Fake Facts – Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen. Köln 2020.
  • Lamberty, Pia / Nocun, Katharina: True Facts – Was gegen Verschwörungstheorien wirklich hilft. Köln 2021.

Episode 119: Rä-sülli-änz

Hurra, wir sind zurück aus unserer Podcastpause. Und gehen direkt dahin, wo’s weh tut. Oder auch dahin, wo es aufhört weh zu tun. Denn Resilienz ist eine Fähigkeit, die uns hilft, nach Krisen wieder klar zu kommen. Resilienz ist inzwischen aber auch zu einem viel bemühten Buzzword geworden. Deshalb wollen wir vor allem klären, was Resilienz überhaupt ist.

Ritas Literaturliste:

  • Fröhlich-Gildhoff, Klaus/Rönnau-Böse, Maike: Resilienz. 4. Auflage. München, Basel 2015.
  • Gabriel, Thomas: Resilienz – Kritik und Perspektiven. ZfPäd 51/2005, S. 207-217.
  • Griebel, Wilfried/ Niesel, Renate/ Wustmann, Corina: Bewältigung von Transitionen und Förderung von Resilienz: Mit Risiken und Veränderungen als Familie umgehen lernen. In: Macha, Hildegard et al. (Hrsg.): Handbuch der Erziehungswissenschaft. Band III. Paderborn 2009.
  • Lang, Undine: Resilienz. Ressourcen stärken, psychisches Wohlbefinden steigern. Stuttgart 2019.

Episode 118: Arbeitsglück & Schichtsalat

In der letzten Folge haben wir versucht auszuloten, was eigentlich Arbeit ist. In dieser Folge widmen wir uns der Frage, ob Arbeit uns glücklich macht und wie wir eigentlich Erfolg messen in Bezug auf Arbeit. Außerdem gibt’s am Ende der Folge noch eine kleine Verkündung.

Das mit dem Arbeitsglück ist so eine Sache. Wie das mit dem Glück an sich auch so eine Sache ist. Während die einen sich glücklich schätzen, überhaupt einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, suchen andere ihr Glück in der Arbeit als solche. Allein daran lassen sich schon bestimmte Merkmale bestimmen. Zum Beispiel in Bezug auf die Zugehörigkeit zu bestimmten Gesellschaftsschichten. Daran knüpft auch an, wie wir Erfolg messen und woran wir ihn festmachen.

Ritas Literaturliste:

  • Arendt, Hannah: Vita activa oder Vom tätigen Leben. 5. Auflage. München 2002.
  • Boltanski, Luc/ Chiapello, Ève: Die Arbeit der Kritik und der normative Wandel. Wiederabdruck in: Menke, Christoph/ Rebentisch, Juliane (Hrsg.): Kreation und Depression. Freiheit im gegenwärtigen Kapitalismus. Berlin 2012, S. 18-37.
  • Jaeggi, Rahel: Wie entfremdet sind wir? In: Philosophie Magazin/ Reclam Verlag (Hrsg.): Macht Arbeit glücklich? Stuttgart 2017, S. 54-57.
  • Müller, Ernst: Hannah Arendts Marxkritik. In: Berliner Debatte INITIAL 14 (2003) 2, S. 104-112. Abrufbar unter https://www.linksnet.de/artikel/18404 (Datum des letzten Abrufs: 26.07.2021)
  • Reckwitz, Andreas: Ästhetisierungsgesellschaft: Strukturen, Dissonanzen, Alternativen. In: Ders.: Die Erfindung der Kreativität. Berlin 2012, S. 313-368.
  • Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus.

Noras Literaturempfehlungen:

  • Chapoutot, Johann: Gehorsam macht frei – Eine kurze Geschichte des Managements – von Hitler bis heute. Berlin 2021
  • Mayr, Anna: Die Elenden – Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht. Berlin 2020

Episode 115: Das Perpendikel des Egoismus

Wieviel Egoismus verträgt eigentlich eine Gesellschaft? Und wieviel Altruismus können wir leben, ohne dass wir dabei selbst auf der Strecke bleiben? Das ist das Spannungsfeld, das wir in dieser Folge ausloten wollen. Dabei fokussieren wir uns vor allem auf den Egoismus und gehen ihm auf den Grund. Vielmehr tut Rita das, denn hinter dem Begriff tut sich ein Abgrund auf, dessen Anblick nur schwer erträglich ist.

Deshalb gibt es bei ca. 45 Minuten eine Triggerwarnung. Denn an dieser Stelle besprechen wir eingehender, was hinter den Werken von de Sade steckt. Und da es bei diesen Werken um sexuelle Gewalt geht wollen wir euch schon an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ihr da vorspulen könnt. Wir haben euch einen Marker gesetzt in den Shownotes, wo ihr wieder einsteigen könnt. Wenn ihr ganz sicher gehen wollt, dann steigt einfach 10 Minuten später wieder ein bei der Shownote „Die großen Bögen der Geschichte“.

Ritas Literaturliste:

  • Böhme, Hartmut: Natur und Subjekt. Frankfurt/Main 1988. (Kap.: „Umgekehrte Vernunft. Dezentrierung des Subjekts bei Marquis de Sade“.)
  • Kant, Immanuel: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht. Göttingen 2019. [1784]
  • Lacan, Jacques: Kant mit Sade. 1975 [1963] Überarbeitete Version 2014 von Mai Wegener abrufbar unter https://lacan-entziffern.de/kant-mit-sade/jacques-lacan-kant-mit-sade-uebersetzung/ (Datum des letzten Abrufs: 05.06.2021)
  • Neuhouser, Frederick: Pathologien der Selbstliebe. Freiheit und Anerkennung bei Rousseau. Frankfurt/Main 2012.
  • Rang, Martin: Rousseaus Lehre vom Menschen. Göttingen 1959.
  • Reinhardt, Volker: De Sade oder die Vermessung des Bösen. München 2014.
  • Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigentum. Stuttgart 1972. [1844]
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Episode 113: In Stein gemeißelt

Etwas schriftlich niederlegen, darlegen und veröffentlichen ist ein großes Ding. Zumindest, wenn es sich um Bücher handelt oder wissenschaftliche Arbeiten. Aber auch im Digitalen kommunizieren wir täglich – vor allem schreibend.

Nora hat ein Buch geschrieben, das gerade veröffentlicht wurde. Rita ringt mit ihrer Dissertation. Und das hat mitunter etwas damit zu tun, was Schreiben eigentlich bedeutet. Also was es bedeutet, wenn wir etwas schriftlich zur Veröffentlichung festhalten, obwohl wir wissen, dass wir damit nur einen Moment der Erkenntnis erfassen können, während sich die Welt ja weiter dreht. Aber eigentlich schreiben wir alle. Täglich. Gerade im Digitalen kommunizieren wir ziemlich viel schriftlich. Wenn wir uns in sozialen Netzwerken veröffentlichen zum Beispiel. In E-Mails. Wir schreiben Einkaufszettel – und manchmal sogar noch Postkarten und Briefe. Die verfassen wir dann oft sogar noch handschriftlich. Aber was macht das Schreiben mit uns? Was dokumentieren wir? Wo gibt es Leerstellen? Und warum würde Rita ihre Dissertation womöglich in Stein gemeißelt abgeben? Fragen über Fragen, die wir wie immer diskutieren, aber nie wirklich klären können.

Ritas Literaturliste:

  • Birk, Elisabeth/Schneider, Jan Georg (Hrsg.): Philosophie der Schrift. Tübingen 2009.
  • Brücker, Tobias: Auf dem Weg zur Philosophie: Friedrich Nietzsche schreibt „Der Wanderer und sein Schatten“. Paderborn 2019.
  • Derrida, Jacques: Grammatologie. Frankfurt/Main 1983.
  • Derrida, Jacques: Die Schrift und die Differenz. Frankfurt/Main 2000.
  • Eckardt, Andre: Philosophie der Schrift. Heidelberg 1965. Abrufbar unter https://www.vordenker.de/downloads/eckardt_philosophie-der-schrift.pdf (Datum des letzten Abrufs 16.05.2021)
  • Wimmer, Klaus-Michael: Der Andere und die Sprache. Vernunftkritik und Verantwortung. Berlin 1988.
  • Zirfas, Jörg: Anthropologie als Spurensuche. In: ZfE, B
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Episode 111: Zappeln im Netz der Sprache

„Sprache schafft Realität“ – ein viel bemühter Satz. Aber stimmt er auch? Denn eigentlich bildet Sprache zunächst eher Wahrnehmung ab. Wir formulieren mit ihr auch eine Realität, die wir uns wünschen. Wir entwerfen uns mit ihr. Aber damit daraus Konsens wird, eine allgemeingültige oder zumindest mehrheitsgültige Realität, muss einiges mehr passieren.

Und dann ist da ja auch noch der Umstand, dass wir nicht nur sprechend kommunizieren. Sondern auch in Gesten zum Beispiel. Oder in Räumen. Und dass nicht nur das Codieren zum Akt der Kommunikation gehört, sondern auch das de-codieren. Das heißt: Wir müssen auf vielfältige Arten lesen können – und das können wir – um zu verstehen. Aber wie immer sind all diese Prozesse störanfällig – und spätestens da fängt dann das Zappeln an.

Ritas Literaturliste:

  • Das Ende des „linguistic turn“? Stellungnahmen von Wolfgang Barz, Thomas Grundmann, Albert Newen und Christian Nimtz. In: Information Philosophie 1/2017. Abrufbar unter: https://philosophie.uni-koeln.de/sites/cssip/Publikationen/DasEndedeslingusticturn.pdf (Datum des letzten Abrufs: 16.04.2021)
  • Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge. Warum die Welt Frauen nicht passt. Köln 2021.
  • Funke, Joachim: Sprache und Denken: Einerlei oder Zweierlei? Einige Überlegungen aus Sicht der Psychologie. Interdisziplinäres Forum – Ringvorlesung Wintersemester 1999/2000 „Sprache und Denken“. Gefördert von der Studienstiftung des Deutschen Volkes und der Universität Heidelberg. Vortrag gehalten am 18.11.1999. Abrufbar unter: https://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/mitarb/jf/Funke1999Sprache&Denken.pdf (Datum des letzten Abrufs: 17.04.2021)
  • Hülsse, Rainer: Sprache ist mehr als Argumentation. Zur wirklichkeitskonstituierenden Rolle von Metaphern. In: Zeitschrift für Internationale Beziehungen. 10. Jahrgang, Heft 2/2003. S. 211-246.
  • Koller, Hans-Christoph: „Alles Verstehen ist daher immer zugleich ein Nicht-Verstehen“. Wilhelm von Humboldts Beitrag zur Hermeneutik und seine Bedeutung für eine Theorie interkultureller Bildung. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 6/2003, S. 515–531.
  • Gümüşay, Kübra: Sprache und Sein. Wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Berlin 2020.
  • Nietzsche, Friedrich: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn. KSA Band 3. München, Berlin, New York 1999.
  • Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logico-philosophicus. Werkausgabe, Band 1. Frankfurt/Main 1984. [Orig. 1921]
  • Danger Dan: Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt. 2021. Abrufbar unter https://youtu.be/Y-B0lXnierw (Datum des letzten Abrufs 18.04.2021) ZDF Magazin Royale, Talk Igor Levit und Danger Dan: Wer oder was ist von der Kunstfreiheit gedeckt? https://youtu.be/8FXQOVnp8lk (Datum des letzten Abrufs 17.04.2021)

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Episode 108: Verantwortung kost teuer!

Zwei Künstler:innen – Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah – sprechen in einem insta-Live über Nazierbe und prägen dabei den Begriff „Mensch mit Nazihintergrund“. Sie erzwingen damit einen Perspektivwechsel und verweisen auf eine Verantwortung handelnder Personen, wenn es um die Familiengeschichte im NS geht. Ein spannender Aspekt, diese Verantwortung. Denn es stellt sich natürlich auch die Frage: Was verantworten wir da eigentlich, vor wem, warum? Und können Tiere das eigentlich auch, sich verantworten?

Und überhaupt, warum wiegt Verantwortung so schwer? Und warum entlohnen wir diejenigen, die bestimmte Verantwortungen tragen, so fürstlich? Wir landen nicht nur beim Patriarchat und dem Oikos, sondern auch bei den alten Römern, in einer „Life of Brian“-Schleife – und in Sekunden der Sprachlosigkeit. Denn Rita hat, was die Verantwortungsfrage angeht, einen regelrechten Plottwist mitgebracht!

Ritas Literaturliste:

  • Apel, Karl-Otto: Diskurs und Verantwortung. Das Problem des Übergangs zur postmodernen Moral. Frankfurt/Main 1990.
  • Birnbacher, Dieter: Verantwortung für zukünftige Generationen. Stuttgart 1988.
  • Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung. 3 Bände. Frankfurt/Main 1980. [1938-1947]
  • Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Frankfurt/Main 1984. [1979]
  • Jonas, Hans: Dem bösen Ende näher. Gespräche über das Verhältnis des Menschen zur Natur. Frankfurt/Main 1993, S. 57
  • Weber, Max: Politik als Beruf. Stuttgart 1992. [1919]
  • Weischedel, Wolfgang: Das Wesen der Verantwortung. Ein Versuch. Frankfurt/Main 1974.
  • Wetz, Franz Josef: Hans Jonas. Eine Einführung. Wiesbaden 1994.

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Episode 104: Ignoranzkompetenz

In aller Regel finden wir Ignoranz ziemlich doof. Wenn wir jemanden als ignorant bezeichnen, ist das selten als Kompliment gemeint. Dabei brauchen wir eigentlich alle Ignoranz, um durchs leben zu kommen. Denn nur, wenn wir bestimmte Dinge ignorieren, können wir uns andere wiederum genauer anschauen.

Trotzdem lohnt es sich, auch die negativ konnotierte Ignoranz mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Rita macht dabei einen Unterschied zwischen Ignoranz als Lebenshaltung, die zusammen mit der Arroganz nicht selten in Borniertheit endet. Und dem Irgnorieren als etwas, das wir vorübergehend machen, nämlich um etwas anderes genauer in den Blick nehmen zu können. Das ist es mitunter sogar sinnvoll, das Drumherum zu ignorieren. Um die Ignoranz herum flattert aber auch die Dummheit. Und während Nora damit eher eine schmerzhafte Beleidigung verbindet, ist die Philosophie da nüchterner unterwegs. Denn Dummheit ist keineswegs als mangelnde geistige Fähigkeit zu verstehen. Vielmehr handelt es sich um eine Form von Unwissenheit. In gewisser Weise können wir damit alle auf bestimmten Gebieten dumm sein. Ohne, dass damit eine Wertung einher geht. Und gerade auf dem Pfad der Dummheit begegnen uns viele kleine Kohlweißlinge, die alle sehr ähnlich aussehen und dennoch nie dieselben sind. Euch schwirrt schon der Kopf? Dann wartet mal die neue Folge ab!

Ritas Literaturliste:

  • Abbott, Andrew: Varianten der Unwissenheit. In: Gugerli, David et al. (Hrsg.): Nach Feierabend. Zürcher Jahrbuch für Wissenschaftsgeschichte Band 6. 2010, S. 15 – 33.
  • Bieri, Peter: Wie wäre es, gebildet zu sein? In: Hastedt, Heiner (Hrsg.): Was ist Bildung? Eine Textanthologie. Stuttgart 2012, S. 228–240.
  • du Bois-Reymond, Emil: Über die Grenzen des Naturerkennens. Leipzig 1872.
  • Erasmus von Rotterdam: Das Lob der Torheit. Stuttgart 1986. [Original 1511]
  • Geisenhanslüke, Achim / Rott, Hans (Hrsg.): Ignoranz. Nichtwissen, Vergessen und Missverstehen in Prozessen kultureller Transformationen. Bielefeld 2015.
  • Musil, Robert: Über die Dummheit. In: Gesammelte Werke, Band II. Hrsg. von Adolf Frisé. Erweiterte Neuausgabe. Reinbek 2000, S. 1271 – 1291.
  • Nietzsche, Friedrich: Zweite Unzeitgemäße Betrachtung „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“. In: KSA, Band 1. Hrsg. von G. Colli du M. Montinari. Abrufbar unter http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/HL (Datum des letzten Abrufs: 07.01.2021) [Original 1874]
  • Solnit, Rebecca: Men who explain things. Abrufbar unter: https://www.latimes.com/archives/la-xpm-2008-apr-13-op-solnit13-story.html (Datum des letzten Abrufs: 07.01.2020)
https://www.instagram.com/p/CJsnfkxAPK4/?igshid=flm6hn9o8jcc

Noras Linktipps:

  • Unter Wetterberichtigung.org erfahrt ihr, was es mit der Initiative der Neuen Deutschen Medienmacher:innen auf sich hat
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Episode 103: Die Anbequemung der Welt

Anpassung. Eine der Herausforderungen des Jahres 2020. Denn ob wir Bock drauf hatten oder nicht: Wir mussten uns auf die ein oder andere Weise den Umständen anpassen, die sich durch die Corona-Pandemie ergeben haben. Ganz schön schwierige Aufgabe.

Aber auch eine Leistung, die wir ohnehin ständig erbringen. Auch, wenn wir das gar nicht merken, weil es nicht so radikal verläuft. Die Frage ist deshalb: Wie viel Anpassung braucht es? In welche Richtung findet unsere Anpassung eigentlich statt? Und was ist der Gegenspieler zur Anpassung. Denn – so viel ist klar – Menschen sind zwar enorm anpassungsfähig, aber wir setzen hier und da auch Grenzen und sagen: Nö, da geh ich nicht mehr mit. Und sagen dann, wenn uns eben nicht passt.

Ritas Literaturliste:

  • Frost, Ursula: Anpassung und Widerstand. Reflexionen über Bildung in Zeiten der Unbildung. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 2008, Heft 1. S. 10-26.
  • Jonze, Spike: Adaption. 2002.
  • Mach, Ernst: Erkenntnis und Irrtum. Kapitel „Anpassung der Gedanken an die Tatsachen und aneinander“. Abrufbar unter http://www.zeno.org/Philosophie/M/Mach,+Ernst/Erkenntnis+und+Irrtum/Anpassung+der+Gedanken+an+die+Tatsachen+und+aneinander (Datum des letzten Abrufs: 29.12.2020)
  • Nida-Rümelin, Julian: Über menschliche Freiheit. Stuttgart 2005.
  • Piaget, Jean: Biologie und Erkenntnis. Frankfurt 1983.
  • Skinner, Burrhus Frederic: Jenseits von Freiheit und Würde. Reinbek 1973.
  • Spencer, Herbert: System der synthetischen Philosophie, Band VI – VIII. Stuttgart 1889.
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