Was sind eigentlich Utopien? Und warum soll es eigentlich hilfreich sein, mit einem U-Topos, also einem Nicht-Ort zu beschäftigen? Und wer wird an diesen Orten eigentlich mitgedacht – und wer eben auch nicht? Die Philosophin Rita Molzberger und die Journalistin Nora Hespers gehen in dieser Podcastfolge der Utopie auf den Grund, analysieren ihre politische Bedeutung und stellen vor allem die Frage, ob wir nicht bereits in einer Art Utopie leben.
Eva von Redecker hat ein Buch über Bleibefreiheit geschrieben. Rita hat es gelesen und deshalb diskutieren wir über den Freiheitsbegriff aus der Perspektive des Bleibens. Im realen Leben, aber auch in solzialen Netzwerken. Wo wollen wir bleiben. Wo können wir bleiben?
Die Fragen nach der Bleibefreiheit sind auf vielen Ebenen drängend. Denn unsere Freiheiten haben Grenzen, die wir nicht einfach verschieben können. Wir haben zum Beispiel aufgrund unserer physiologischen Beschaffenheit nicht die Freiheit, einfach auf den Mond auszuwandern. Oder als Menschen da zu leben, wo es zu heiß oder zu kalt für uns ist. Vor dem Hintergrund stellt sich auch in der aktuellen Debatte um das Weltklima die Frage: Wo können wir noch bleiben?
Aber auch im Digitalen erleben wir eine Art Klimawandel. Hier stellt sich genauso die Frage danach, wo wir bleiben wollen oder können. Und wie wir unsere Welt im Digitalen gestalten möchten, damit möglichst viele bleiben können.
Da haben wir seit so vielen Jahren einen Philosophie-Podcast und das naheliegendste Thema haben wir links liegen lassen. In dieser Folge geht’s ums Hören. Und weil das ein weites Feld ist, lassen wir uns vom Gespräch treiben, hören uns mal mehr und mal weniger gut zu, sind stets bemüht verlieren aber nie die Lust am Scheitern.
Denn natürlich scheitern Nora und Rita regelmäßig selbst am Zuhören oder auch auf den Punkt kommen. Was also tun, wenn zuhören schwer fällt? Und wie hören wir eigentlich in uns rein, wenn da eigentlich gar kein Ton ist? Und können wir unseren Ohren in einer Welt voller KI-generierten Stimmen überhaupt trauen – konnten wir das je? All diesen Fragen gehen wir in dieser Folge nach.
Die Songs:
Ehrlich gesagt: Am Rande ihrer Kräfte waren viele Menschen schon vor der Corona-Pandemie. Währenddessen ist es für viele kein bisschen besser geworden, sondern eher schlimmer. Vor allem für Menschen in den Bereichen Care, Pflege und Erziehung.
Inzwischen sind wir wieder zurück in einer vermeintlichen Normalität. Und die Erschöpfungsursachen durch die Pandemie? Sind kein Thema mehr. Wir halten uns an greifbarere Erklärungen. Eine davon ist die Arbeitsbelastung. Und interessanterweise ist Erschöpfung im Kontext von Arbeit ja eher positiv konnotiert. Was machen wir also mit dem Erschöpfungsbegriff der Gegenwart?
Die Lebenszeit, in der wir uns ungehindert und unbehindert bewegen und entfalten können, ist eigentlich relativ kurz. Trotzdem richtet sich alles an dieser Lebenszeit aus. Was nicht da rein passt, wird institutionalisiert und aus dem Weg geregelt. Verschwindet zumindest temporär aus unserem Alltag. Die Folge ist nicht selten Vereinsamung oder soziale und geistige Verarmung – vor allem im Alter. Wie können wir dem begegnen? Darüber denken Nora und Rita in dieser Folge nach.
Denn was passiert eigentlich, wenn unsere Eltern oder Großeltern nicht mehr alleine leben können und betreut werden müssen? Den medizinischen Bedürfnissen kann in einer Pflegeeinrichtung häufig besser entsprochen werden als in der häuslichen Umgebung. Aber was ist mit den sozialen Bedürfnissen? Dem Bedürfnis nach körperlicher oder auch geistiger Bewegung? Nach sozialem Miteinander? Denn auch in der besten Pflegeeinrichtung ist die Gesellschaft ja keine Selbstgewählte. Und bei der allgemeinen personellen Überlastung ist es nicht leicht, auch den individuellen Bedürfnissen zu entsprechen. Hinzu kommen Faktoren wie Alter, Klasse und Geschlecht – und in einer postmigrantischen Gesellschaft auch zunehmend Herkunft.
Kroyman, Maren: Pflegekraft-Sketch auf instagram. One Ard. Juni 2023
Wenn wir in religiösen Bezügen aufgewachsen sind, dann ist es schwer daraus auszusteigen. Selbst dann, wenn wir selbst nicht religiös sind, Religion nicht leben wollten oder konnten. Denn Religion gehört zu unserem Alltag – und sei es nur in Form von religiösen Gebäuden in unserer Umgebung. Was also macht Religion mit uns? Was ist fromm und was nur frömmelnd? Und wie lagert sich Spiritualität da ein?
Eins gleich vorweg: Wir sprechen hier vornehmlich über das Katholischsein, weil Rita und Nora beide katholisch sind. Und wir sprechen über Noras bevorstehenden Kirchenaustritt. Der Gedanke aber ist: Was bleibt, wenn wir den formalen Akt des Austritts begehen? Aus was treten wir da aus und aus was eben nicht? Wozu dient Religion den Menschen? Warum gibt es dieses universelle Streben nach Religion und Zugehörigkeit? Das sind die Fragen, die uns in dieser Folge beschäftigen.
Florin, Christiane: Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben. München: Kösel. 2020.
Wer mag findest diese Songs in unserer Spotify-Playlist zur Folge: „Artistenmetaphysik„
Tendenz zum Anhedonismus – das klingt irgendwie ziemlich nach Spaßbremse. Da stellt sich natürlich die Frage: Bei welchem Spaß bremst man denn da? Denn Hedonismus hat in unserer Gesellschaft nicht den besten Ruf. Gut, dass die Philosophin Rita Molzberger da die Begrifflichkeiten mal grade rückt.
Anhedonismus hat nicht nur eine philosophische, sondern auch eine psychologische Dimension. In der geht es nicht darum, an bestimmten Sachen keinen Spaß zu haben, sondern ganz grundsätzlich eine tiefe, innere Freudlosigkeit zu erleben. Eine Dimension, für die weder Rita noch Nora Expertinnen sind. Die in diesem Sinne aber wichtige Hinweise auf die psychische Verfasstheit eines Menschen geben kann. Wir wollen uns in dieser Folge mit der philosophischen Dimension von Hedonismus beschäftigen. Und der Frage: Was ist in diesem Sinne eigentlich Anhedonismus? Und warum hat der Hedonismus heute – anders als in verschiedenen Denkschulen der griechischen Philosophie der Antike – einen so schlechten Ruf?
Für alle mit Spotify-Account haben wir hier unsere Playlist zur Folge.
„Wie privilegiert kann man sein?“ – Dieser Satz hat jemanden in einem sozialen Jobnetzwerk zu einem Post veranlasst. Ein Post, in dem durchaus Wut über diesen Satz herauszulesen war. Aber warum fühlen wir uns eigentlich angegriffen, wenn wir auf unsere Privilegien angesprochen werden? Woher kommen diese Abwehr- und Verteidigungsmechanismen? Wir wollen in dieser Folge das Privileg beleuchten und warum es so schwer ist, aus dem Privilegien-Quartett auszusteigen.
Aber wenn wir nicht aussteigen können aus unseren Privilegien. Wenn sie sogar mehr werden, je mehr wir darüber reflektieren, je mehr Bewusstsein wir über sie erlangen – was machen wir denn dann damit? Das ist eine gar nicht mal so leichte Frage. Denn sie geht auch mit Schuld (Adorno) und Verantwortung einher.
Wir leben in rasenden Zeiten. Und viele von uns spüren: Es wäre an der Zeit, mal langsam zu machen. Aber schnell. Klingt paradox – ist es an vielen Stellen auch. Denn es geht nicht nur um die Entschleunigung als solche, sondern auch um die Beschleunigung von Prozessen und vor allem Strukturen, die uns das Entschleunigen überhaupt ermöglichen. Ihr merkt schon. Es ist kompliziert, aber auch ganz schön unterhaltsam, sich damit zu beschäftigen, wo wir welches Tempo brauchen, damit möglichst viele Menschen ein gutes Leben haben können.
Zum Jahreswechsel 2023 hatte Nora plötzlich ganz viele „Dieses Jahr sage ich nein“-Posts in ihrem LinkedIn Feed. Und wie soll es anders sein, regte sich Widerspruch. Wenn wir zu etwas Nein sagen, dann müssen wir auch Ja sagen zu etwas. Aber wozu? Welcher Entwurf steht dahinter? Und was, wenn ein individuelles Nein an einem überfordernden System gar nichts ändert, sondern nur Verantwortung verlagert. Ein Gespräch über das Ja und das Nein und das Unseretwegen.
So viel Sekunden hat mein Tag nicht, wie ich bräuchte, um mein Nein zu sagen, meine Neine.
Peter Licht in Räume räumen